Früher, als ich noch jung war, fand ich Bergwandern uncool, langweilig und total von gestern. What an ignorant I was! Dieser Sommer hat mich glücklicherweise eines besseren belehrt. Schuld daran war eine Woche Heimaturlaub im Allgäu, eine Wanderung über den Fellhorngrat bei Oberstdorf und der Genuss des gefühlt besten Käsebrots meines Lebens auf der Sölleralp. Ich bin begeistert und kann diese Tour jedem ans Herz legen, der nicht unter Schwindel leidet, eine gewisse Grundfitness besitzt, über festes Schuhwerk verfügt und die Berge ohne den allgegenwärtigen Adventure-Hype einfach pur genießen mag.
Perle des Allgäu – Obersdorf
Die Berge um Oberstdorf gehören zu den schönsten Deutschlands und schon der Ort selbst strömt das Mountainfeeling aus: ein tolles Panorama, urige Häuser, und eine entspannte Atmosphäre. Am Samstag morgen gibt es auch einen Regionalmarkt mit Käse, Wurstwaren und Kräuterprodukten.
Der Start zu unserer Wanderung liegt etwas außerhalb des Dorfes an der Fellhornbahn. Trotz Wochenende und gutem Wetter ist es nicht zu voll und so müssen wir nicht allzu lange an der Talstation warten. Die Fahrt in der 100 Personen fassenden Gondel führt zunächst zur Mittelstation, an der wir in eine kleinere Gondel umsteigen, die uns zur Gipfelstation auf 1967 Meter bringt.
Der Fellhorngrat – grandioses Bergpanorama
Dort erwartet uns ein grandioses Panorama mit einem stahlblauen Himmel und verschneiten Bergspitzen, und das mitten im Juli.
Zum Fellhorn-Gipfel sind es noch einmal 70 Höhenmeter, die wir über einen schmalen Weg hinaufsteigen. Die letzten Schneeflecken recken sich in der warmen Nachmittagssonne, wilde Vergissmeinnicht spitzen durch das ungewohnte Weiss und schütteln tadelnd die Köpfchen über die dreiste Tollerei des Wettergotts.
Vom Fellhorngipfel geht es weiter auf dem Fellhorngrat Richtung Sölleralp, eine der diversen Routen, die man gehen kann. Der schmale Pfad schlängelt sich auf dem Bergrücken vor uns, es geht munter bergauf und bergab.
An manchen Stellen ist der Weg nur einen halben Meter breit an anderen ist großzügig nach beiden Seiten hin Platz.
Links im Tal liegt Österreich, rechts auf der Gegenseite Bayern.
Und fast ständig treffen wir auf Grenzsteine, setzen einen Fuß nach Deutschland und einen nach Österreich. Wo hat man schon so was?
Pure Natur – Bergkäse von der Sölleralp
Am Söllereck weist uns ein Schild den Weg zur Sölleralp, unserem Ziel für die Einkehr. Der Weg dorthin verlangt Konzentration, denn das Gelände wird steiniger, steiler und unübersichtlicher. Dann öffnet sich die Landschaft wieder. Bergblumen im Überfluss, Bienen, Schmetterlinge und die Aussicht auf eine deftige Vesper helfen über den letzten Kilometer zur Sölleralp hinweg.
Als wir dort eintrudeln, ist es schon später Nachmittag. Die meisten Gäste sind weg, nur eine Wanderin genießt das Panorama des Allgäuer Hauptkamms.
Die Sölleralp liegt auf 1523 Meter und wird schon seit dem 14. Jahrhundert bewirtschaftet. Jungvieh und Kühe lassen ihre Glocken klingen, während sie gemächlich mit nickenden Köpfen die saftigen Bergwiesen abweiden. Die Milch wird direkt vor Ort zu herrlich würzigem Käse verarbeitet, der in der Wirtsstube auch zum Verkauf ausliegt.
Hungrig wie wir sind, bestellen wir ein Käsebrot von dem 12 Monate gereiften Laib. Dieses Käse-Brot gehört sicher zu den besten meines Lebens. Voller Aroma, würzig und intensiv schmeckt der Käse. Das hier ist clean eating im besten Sinne des in der Food-Szene so modisch gewordenen Begriffs.
Das große Glücksgefühl
Als die Sonne tiefer wandert, brechen wir auf, denn wir wollen zu Fuß hinab ins Tal und zurück zum Parkplatz an der Fellhorn-Bahn, das sind sicher noch einmal gute 2 Stunden Wegstrecke. Der Pfad führt durch ein kleines Hochmoor und dann durch lichten Nadelwald, der von den warmen Strahlen der Abendsonne dramatisch illuminiert wird.
Am Ende sind wir froh, als wir wieder unten sind, die Waden schmerzen und die Beine sind müde, insgesamt waren wir 6 Stunden unterwegs. Aber wie sagt meine 11jährige Tochter in solchen Fällen weise – Wenn man es geschafft hat, ist das Glücksgefühl umso größer!
Info
Zur Sölleralp kann man auch einfacher gelangen, wenn man die Söllereckbahn nimmt und von dort den ausgebauten Weg benutzt.
Mehr Infos zu Touren im Allgäu rund um Oberstdorf unter: Tourismus Oberstdorf
ein sehr anschaulicher Bericht mit wunderbaren Fotos! Die Sölleralpe ist meine Lieblingsalpe, die ich allerdings auf dem ungefährlichen Weg von der Söllereckbahn her aufsuche.
Nur ein ganz kleiner Rüffel: Der Ort heißt „ObersTdorf“! „Obers“ heißt bei den Österreichern die Schlagsahne 🙂
Liebe Anke, vielen Dank für den Kommentar und den Hinweis auf das missing T. Wird sofort ausgebessert!
… hach vor lauter stöbern hab ich ja den Hinweis mit den Kässpatzen vergessen 🙂
Liebe Grusse, Ulli
HAllo Barbara, das ist aber schön geschrieben. Man merkt richtig, daß Du bei dieser Wanderung im schönen Allgäu mit dem Herzen dabei bist.
Aber ein wenig muß ich schon meckern, Oberstdorf ist wunderbar, aber die Ostallgäuer Alpen und das Westallgäu ist schon auch der Knaller.
Vielleicht geht Deine nächsten Tour auf den Aggenstein, oder den Säuling? Jedenfalls folge ich jetzt dem Blog, weil die Niederlanden schon auch soooooo sehr ihren Reiz hat.
Herzliche Grüße aus dem Allgäu,
Ulli
Hallo Ulli, vielen Dank für das Lob. Das war bestimmt nicht mein letzter Besuch im Allgäu! Danke für die Tipps!