Ile flottande: Eine schwimmende Insel und eine Erinnerung an Paris

Vor ein paar Tagen saß ich am Computer. Der erste wirklich scheußliche Herbst-Regen schlug ans Fenster und tauchte die Welt hinter der Scheibe in ein trostloses Grau. Grau sah es auch auf meinem Bildschirm aus – der richtige Artikelanfang wollte sich einfach nicht einstellen. Mitten in dieser Trübseligkeit blitzte plötzlich eine verlockende kulinarische Erinnerung auf: Ile flottande.

Herbst in Paris

Und zwar an ein Mittagessen während eines herbstlichen Paris-Besuchs. Der Name des kleinen Bistros, in dem ich damals saß, fiel mir zwar nicht mehr ein und auch nicht das Arrondissement, in dem es lag. An was ich mich aber sehr wohl erinnerte, war das Dessert, das ich mir zum Café ausgesucht hatte: eine Ile flottante – eine schwimmende Insel.

Ile flottante Dessert Rezept

Die Kreation aus Eischnee-Nocken, englischer Creme und gerösteten Mandeln gehört zu den Klassikern der französische Küche, ist aber in Deutschland und auch hier in Holland nicht so bekannt. Mich hatte der Name neugierig gemacht und obwohl ich kein großer Fan von allzu süßen Speisen bin, schmeckte mir die Ile flottante vorzüglich.

Erinnerung an die Insel

Warum die schwimmende Insel gerade an jenem Morgen in meiner Geschmackserinnerung im wahrsten Sinn des Wortes „auftauchte“, vermag ich nicht zu erklären. Ich hatte das Dessert seither nicht mehr gegessen und auch noch nie selbst zubereitet. Vielleicht war der Regen der Auslöser, denn schlechtes Wetter war auch damals in Paris.

Egal – jedenfalls schob ich die Erinnerung an den samtigen Geschmack der hausgemachten Vanille-Sauce und die flauschige Textur der Eischnee-Nocken wieder zur Seite und versuchte, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.

Ile flottande Rezept Pariser Nocken Dessert

Half aber nichts, die Ile flottante schwamm immer wieder vor meinem geistigen Auge vorbei. Schließlich gab ich nach, klappte den Laptop zu und einige Kochbücher auf, um nach einem Rezept zu suchen. Eier, Milch, Zucker, Vanille-Schote und Mandeln hatte ich im Haus und Zeit war auch an diesem Tag. So entstanden aus einem kurzen Erinnerungs-Splitter meine ersten selbst gemachten schwimmenden Inseln. Zum originalen Rezept gehört noch Karamell-Sauce, die habe ich aber weggelassen, weil ich die Süße in Vanille-Sauce und Ei-Nocken ausreichend finde.

Jetzt, da ich den Post schreibe, erinnere ich mich, dass ich damals Fotos gemacht habe. Ich bin mal kurz im Archiv. Bis gleich!

Und hier das Original

Und voila, hier ist die schwimmende Insel aus Paris:

Ile flottante Paris

Inspiration für Ile flottante

Mein Rezept der Ile flottante basiert auf der Vorgabe von Lea Linster und dem Buch Die große Schule des Kochens.

Ile flottante

Vorbereitungszeit 20 Min.
Zubereitungszeit 30 Min.
Arbeitszeit 2 Stdn. 50 Min.
Land & Region Frankreich
Portionen 4 Personen

Zutaten
  

  • 5 sehr frische Bio-Eier
  • ml circa 600Milch
  • 1 Vanille-Schote
  • 100 g feiner Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 2 EL gehackte Mandeln
  • 1 TL Butter

Anleitungen
 

  • Zunächst die Eierschnee-Nocken herstellen. Dazu Eigelb und Eiweiß trennen. Darauf achten, dass kein Eigelb in das Eiweiß gerät, denn dann wird der Eierschnee nicht mehr fest.
  • Getrenntes Eiweiß mit 25 g Zucker und 1 Prise Salz mit der Küchenmaschine zu einer sehr festen Masse aufschlagen.
  • 500 ml Milch in einem breiten Topf erhitzen.
  • Mit Hilfe von zwei großen Löffeln Nocken vom Eischnee abstechen und auf die siedende Milch setzen. Auf jeder Seite circa 1-2 Minuten pochieren. Vorsicht beim Wenden, das ist nicht ganz einfach und funktioniert am besten mit einem Schaumlöffel.
  • Die fertigen Nocken in eine fache, gelochte Dampfgarschale setzen und im Dampfgarer oder Dampftopf bei 80°C 12 Minuten dämpfen.
  • Abkühlen lassen und im Kühlschrank bis zum Verzehr aufbewahren.
  • Für die Crème anglaise die restliche Milch in einem Messbecher geben und mit Milch wieder auf 500 ml auffüllen.Vanilleschote halbieren und Mark herauskratzen.
  • Eigelb mit dem restlichen Zucker mit in der Küchenmaschine circa 3-4 Minuten schlagen, bis eine cremige hellgelbe Masse entsteht.
  • Milch und Vanille-Schote in einen Topf geben und kurz aufkochen lassen. Vanille-Schote entfernen.
  • Milch in die die Eimasse einrühren.
  • Die gesamte Masse zurück in den Topf geben und bei circa 80°C unter ständigem Rühren eindicken lassen. Achtung, die Creme darf nicht kochen.
  • Die richtige Konsistenz ist erreicht, wenn die Crème anglaise an einem eingetauchten Kochlöffel haften bleibt.
  • Die Crème anglaise abkühlen lassen und bis zum Verzehr im Kühlschrank aufbewahren.
  • Zum Servieren die gehackten Mandeln mit Butter in einer Pfanne goldbraun rösten.
  • Nun jeweils ein paar Löffel Crème anglaise in eine Schale geben und 1-2 Nocken darauf setzen. Mit den lauwarmen gerösteten Mandeln bestreuen und sofort servieren.

Notizen

Wie immer beim Umgang mit rohen Eiern auf gute Hygiene in der Küche achten. Alle Oberflächen und Gerätschaften nach dem Gebrauch sorgfältig reinigen und Lappen und Trockentücher danach austauschen.
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7 Kommentare
  1. Oh ja – ich erinnere mich genau!
    Das „floating island“ ist ein klassiches dessert der (nord)französichen Küche.
    In einem Punkt kann ich der Autorin leider absolut nicht zustimmen: Es geht nicht ohne den Karamellzucker. Das ist der Twist an dem Dessert. Ansonsten sind Salzburger Nockerl viel weiter vorn (eben ein Soufflè). Aber die „Iles flottantes“ (sic! Plural) sind eine eher einfache Nachspeise. Was gibt ihr den wit, deer sie so raffiniert macht? Der geneigte Leser ahnt es: Das Karamell! Dieses wegzulassen ist keine gute Idee. HTH! ☺☻

  2. Vielen Dank – ein schönes Kocherlebnis mit meinen Kindern. Leider ist die Soße nach 1Sek Aufkochen etwas gestockt und die Eier haben etwas penetrant nach Ei geschmeckt.
    Ich versuche es auf jeden Fall nochmal mit noch besseren Bioeiern und der Soße im Wasserbad 😉

  3. Heute habe ich das Rezept ausprobiert. Ich kenne es von meiner französischen Schwiegermutter.
    Fürs erste Mal war ich zufrieden. Jedoch war uns die Creme anglaise zu süß, was natürlich Geschmackssache ist.
    Beim nächsten Mal rühre ich nur 50 g Zucker dazu.
    Als Tipp: die Mandeln mit der Butter rösten und noch etwas Zucker dazugeben je nach Lust ca 1- 2 Eßl.
    Somit hat man noch Karamell dabei;o)

  4. Das sind Schneenockerl in Vanillesauce, hat meine Oma immer gemacht, wie ich ein Kind war. *schleck*

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