Patent Nr. 2,241,368 reichte ein deutscher Chemiker am 13. April 1939 beim amerikanischen Patentamt für eine Filtereinrichtung ein. Hinter der nüchternen Beschreibung verbarg sich eine Erfindung, die in die Kulturgeschichte einging, einen festen Platz im Moma fand und von der New York Times als eines der 100 Topdesigns der Moderne prämiert wurde: Der Chemex Coffeemaker.
Nützliche Lektüre
Ich stieß bei der Lektüre der Wochenendausgabe des NRC Handelsblatts vor ein paar Wochen auf den Klassiker.
Vorbild aus dem Chemielabor
Und tatsächlich – der Kaffeebereiter ähnelt einem Erlenmeyer-Kolben mehr als einer Kaffeekanne. Aber gerade in diesem scheinbaren Widerspruch stecken die großen Vorteile des Chemex. Der exzentrische Erfinder, Peter Schlumbohm, ein Kieler, der wegen der attraktiven Patentgesetze in die Vereinigten Staaten emigriert war, ging an die Frage, wie man den schmackhaftesten Kaffee brühen könne, nicht als Gourmet heran, sondern als Chemiker. Ein schlichtes stundenglasähnliches Gefäß aus hitzebeständigem Pyrex, eine Holzmanschette, einen Satz Filter, Kaffee und Wasser – mehr brauchte Schlumbohm nicht für seine Erfindung.
Konzentration auf das Wesentliche
Und er brauchte nicht mehr, um mich neugierig zu machen, wie der Kaffee aus dem Kolben wohl schmecken würde. Die schlichte Form, die Konzentration auf das Wesentliche – welch ein Anachronismus zu den zischenden und dampfenden Vollautomaten, die seit einigen Jahren als Statussymbol die Küchen der Besserverdienenden zieren.
Liebe zum Design
Glücklicherweise lebe ich in den Niederlanden, denn hier trinkt man erstens viel Kaffee und ist zweitens Designdingen sehr aufgeschlossen. Und so musste ich tatsächlich nur 6 Kilometer weit nach Leiden fahren und zu Simon Levelt spazieren, einer extrem gut sortierten Kaffee- und Teehandelskette, um den Chemex samt Zubehör zu erstehen. Der Geburtstag meines Mannes erwies sich als geeigneter Anlass für das Präsent, denn auch er hat Erfahrung im Chemielabor.
Slow Coffee
Zwei Tage nach dem Kauf packte er die Schachtel aus und war nicht wenig erstaunt über die ihm etwas befremdliche Funktion des Glaskolbens. Aber probieren geht bekanntlich über studieren und so machte er sich unverzüglich an das Brühen des ersten slow coffee aus dem Chemex. Es duftete herrlich bei der Zubereitung wie in meiner Kindheit, wenn meine Mutter Kaffee brühte.
Besonderes Geschmackserlebnis
Und der Geschmack? Schon nach ersten Schluck war ich überzeugt. Denn der Kaffee schmeckt klar, rein und voll, und ist ohne jede Spur von Bitterstoffen. Ein wunderbares Geschmackserlebnis Bravo, Herr Schlumbohm!
Einfache Zubereitung
Für die Zubereitung muss man kein Experte sein, die Handgriffe sind überschaubar. Einzig ein wenig Zeit ist nötig. Wasser zum Kochen bringen. Den Filter in den oberen Teil des Chemex legen und mit heißem Wasser benetzen. Das überschüssige Wasser aus dem Kolben abgießen. Kaffee frisch mahlen oder bereits gemahlenes Pulver in den Filter geben (Menge je nach Größe des Chemex). Mit gekochtem, aber nicht mehr sprudelnden Wasser kreisförmig übergießen, bis das Kaffeepulver benetzt ist. Kurz einwirken lassen, dann das restliche Wasser in einem dünnen Strahl kreisförmig auf diese „Kaffeeblume“ gießen. Fertig!
Übrigens: Auch der Preis für den Chemex CoffeeMaker hält sich in Grenzen, zumindest im Vergleich zu den teuren Vollautomaten: zwischen 40 und 45 Euro zahlt man für die 6 Tassen-Größe. Dazu kommen noch Filter (100 Stück für zirka 15 Euro). Zum Säubern kann man den Holzgriff und das Lederband entfernen. Der Glaskolben ist spülmaschinenfest.
Merken