Rezepte Blog – Ein Topf Heimat

Flammkuchen und ein Borreltje

steinbauer-groetsch©2011

Was kocht man, wenn sich Besuch ansagt? In Holland meistens nichts. Denn hier erwartet niemand ein aufwendiges Mahl, sondern freut sich auf ein Borrelje. Ich mach‘ meine eigne Show und serviere oft einen Flammkuchen. Passtsuper zum Borreltje!

Flammkuchen mit geselligem Umtrunk

Im wörtlichen Sinn bedeutet Borrel ein Glas Schnaps, der Begriff steht aber auch für die praktische Sitte unserer Nachbarn, Gäste zu einem geselligen Umtrunk zu bitten. Man öffnet die ein oder andere Flasche Wein und reicht dazu diverse kalte Snacks. Ich habe das Borreltje mittlerweile sehr zu schätzen gelernt, denn man hat als Gastgeberin wenig Stress und kann sich ausgiebig seinen Gästen widmen. Manchmal jedoch kommt noch meine deutsche Prägung durch und ich serviere doch einen warmen Bissen. So wie letzte Woche, als es Flammkuchen gab, für unsere langjährigen Freunde Hilde und Andy, in deren Nähe wir jetzt wieder wohnen, und meine Schwester Karola, die aus Deutschland zu Besuch war.

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Wein vom Schiefer

Im Kühlschrank standen einige Flaschen herrlich spritzigen Weißweins „Vom Schiefer“, gekeltert von Ansgar Clüsserath aus Trittenheim, die wir letzten Herbst von einer Moselreise mitgebracht hatten. Ein knusperiger Flammkuchen schien mir der beste Begleiter für jenen warmen Spätsommertag, der uns bis in die Abendstunden mit milden Sonnenlicht verwöhnen sollte.

Da ich seit einiger Zeit einen Backstein besitze und einen Ofen, der sich auf 280°C aufheizen lässt, stand dem Projekt nichts entgegen. Denn das Wichtigste am Flammkuchen ist ein sehr, sehr dünner Boden, der beim Essen resch zwischen den Zähnen kracht, Zwiebeln, die dampfend im Mund zergehen, knusprige Speckwürfel sowie geschmolzener Sauerrahm und Käse. (In herkömmlichen Backöfen, das ist leider die schlechte Nachricht, lässt sich diese Konsistenz nur bis zu einem gewissen Grad erreichen. Dem Geschmack tut das aber keinen Abbruch)

Ofentest

Im Elsass, woher der Flammkuchen oder „Flammekueche“ ursprünglich kommt, wurde der Fladen früher auf dem Land dazu benutzt, die Backtemperatur der Steinöfen zu messen, die bis zu 300 °C erreichen konnte. Brauchte der Flammkuchen 12-15 Minuten, dann konnte anschließend das Brot gebacken werden, war die Backzeit kürzer oder länger, so musste man mit dem Brot warten oder noch Feuer nachlegen. Der Name kommt von dem Umstand, dass beim Backen des Fladens das Holz nicht vollständig ausgebrannt war.

Versuchskaninchen aus Teig

In meiner fränkischen Heimat gab es übrigens eine ähnliche Prozedur, um die Hitze zu kontrollieren. Bei uns diente ein Hefefladen mit Zwiebeln und Kümmel, der sogenannte Brotkuchen, als Versuchskaninchen, bevor das Schwarzbrot in den Ofen geschossen wurde. Als Kind fuhr ich jeden Samstag mit meinem Vater in ein nahe gelegenes Dorf, wo eine Bäuerin köstliches Holzofenbrot und einen Brotkuchen zum Verlieben backte. Aber ich schweife aus. Zurück zu meinem Flammkuchen.

Die Zutaten für den reschen Fladen sind fast überall erhältlich: Der Teig besteht aus Mehl, Öl, Salz und Wasser und wahlweise Hefe. Ich entschied mich diesmal für die Variante ohne das Treibmittel, wer ihn mit Hefe backen möchte, findet in Nicole Stichs Foodblog DeliciousDays ein sehr schönes Rezept.

Klassischer Belag

Beim Belag blieb ich klassisch: Sauerrahm, würzigen holländischen Käse in der „belegen“ Qualität, also zirka 6 Monate gereift, deftige Speckwürfel, weiße Gemüse- und grüne Frühlingszwiebeln.

Ich bereitete den Teig ein paar Stunden im Voraus zu und rollte 8 mittlere Fladen aus, die ich auf dem Teppan Yaki, meiner geliebten heißen Platte, kurz anbackte und dann einfach bis zum späten Nachmittag stapelte. Falls man kein solches Gerät besitzt, könnte man die Fladen auch im Ofen kurz anbacken, allerdings habe ich da keine Erfahrungswerte.

Heel gesellig

Alle anderen Zutaten bereitete ich ebenfalls backfertig vor und so konnten wir, als Hilde, Andy und meine Schwester eintrafen, ganz entspannt im Garten sitzen und borreln. Nach und nach wanderten die 8 Flammkuchen erst in den Ofen, dann auf den Tisch und von da aus in unsere Bäuche, bis die letzten Strahlen der Septembersonne hinter den Bäumen verschwunden waren. Es war „heel gesellig!“

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Flammkuchen

Course Imbiss
Cuisine Frankreich
Prep Time 40 minutes
Total Time 1 hour 20 minutes
Servings 8 Stück

Ingredients

  • 750 g Mehl
  • 6 EL Oliven- oder Sonnenblumen-Öl
  • circa 450-500 ml lauwarmes Wasser
  • 3 TL Salz
  • 600 g Sauerrahm
  • 600 g Speck
  • 600 g würziger Hartkäse z.B. Gouda
  • 4 mittelgroße weiße Zwiebeln
  • 2 Bund Frühlingszwiebeln
  • Pfeffer aus der Mühle
  • Mehl

Instructions

  • Mehl, Salz, Öl umit nach und nach soviel Wasser in der Küchenmaschine verarbeiten, bis glatter, geschmeidiger Teig entsteht, der sich vom Schüsselrand löst und nicht klebt.
  • Zugedeckt 10 Minuten ruhen lassen.
  • In der Zwischenzeit die weißen und die Frühlingszwiebeln in dünne Ringe schneiden, den Speck würfeln, den Käse reiben.
  • Zum Backen den Ofen auf die höchste Temperatur stellen. Besitzt man einen Backstein, diesen der Gebrauchsanleitung entsprechend aufheizen. Meiner benötigt zirka 30 Minuten, bis er einsatzbereit ist.
  • Den Teig zu einer faustdicken Rolle formen und in acht gleiche Teile teilen.
  • Jedes Teil zu einem 2 mm dünnen Fladen ausrollen. Falls der Teig an der Arbeitsfläche oder am Nudelholz kleben bleibt, mit Mehl bestäuben.
  • Nun die Fladen mit jeweils einem EL Sauerrahm, geriebenem Käse, Zwiebelringen und Speck belegen und in den Ofen schieben. Bitte aufpassen, die hohen Temperaturen im Ofen sind nicht ungefährlich!
  • Auf einem Backstein und mit einer Backtemperatur von 270-280°C dauert ein Flammkuchen nur 4-6 Minuten. Bei 220°C zirka 10-12 Minuten. Er ist fertig, wenn die Ränder goldbraun sind. Aus dem Ofen nehmen und vor dem Servieren mit Frühlingszwiebeln und etwas Pfeffer aus der Mühle bestreuen.

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