Nein ich rufe nicht zur Gewalt auf! Ein Dätscher ist im Fränkischen keine Ohrfeigen wie in Österreich, sondern ein rustikaler Snack, der in der Gegend um Hammelburg bevorzugt zu einem Glas Frankenwein serviert wird. Denn im Fränkischen bedeutet „dätschen“ zerdrücken. Und damit spielt das Wort auf die flache Form des Teigteilchens an, das ein wenig so aussieht, als wäre es unter die Räder gekommen, eben „zerdätschd“ worden.
Brotkuchen versus Dätscher
Ich bin nicht in Unter- sondern in Mittelfranken aufgewachsen und wusste bis vor kurzem gar nichts von der Existenz dieser Dätscher. Erst beim Stöbern in meinem schon etwas betagten fränkischen Kochratgeber Kulinarische Streifzüge durch Franken von Frank Gerhard blieb ich daran hängen. Eigentlich suchte ich nach einem Brotkuchenrezept. Das sind quasi die mittelfränkischen Verwandten des Dätschers. Diese wurden ursprünglich aus den Resten des Brotteigs gemacht und mit Zwiebeln und Kümmel belegt. Vor dem eigentlichen Brotbacken schob man sie in den Steinbackofen, um die Temperatur zu überprüfen. Auch sehr lecker, aber wie gesagt, nicht im Kochbuch. Also mussten die Dätscher als Ersatz herhalten. Sie werden aus Hefeteig hergestellt, unter den gekochte und geriebene Kartoffeln gemischt werden. Der Belag besteht aus Sauerrahm und Kümmel. Im Orginal werden sie auch im Steinbackofen gebacken.
Kein Kümmel
Ich habe meine Dätscher leicht modifiziert, denn hier in Holland konnte ich nur Kreuzkümmel bekommen, anstatt des in Deutschland gebräuchlichen echten Kümmels, der frischer und auch etwas süßer schmeckt. Und statt Butterschmalz verwendete ich normale Butter. Da ich einen Pizzastein besitze, kam der beim Backen zum Einsatz, was die Backzeit deutlich verringerte und den Dätscher schön knusprig werden ließ.
Weg waren die Dinger schnell, denn sie sind wirklich sehr lecker und relativ schnell gemacht. Ich bin sicher, sie schmecken nicht nur zum Frankenwein, sondern auch zu einem echten holländischen Borreltje hervorragend. Man kann sie alternativ auch mit Speck oder Frühlingszwiebeln belegen.
Nach den Fotos findest du das Dätscher-Rezept.
Fränkische Dätscher
Zutaten
- 15 g Trockenhefe
- 100 ml Milch
- 500 g Weizenmehl
- 125 g weiches Butter- oder Schweineschmalz
- 200 g Kartoffeln
- 50 g Butter
- 5 EL Sauerrahm
- Salz
- Kümmel
Anleitungen
- Kartoffeln waschen in einen Topf mit kaltem Wasser geben. Wenn das Wasser kocht, die Kartoffeln zirka 20-25 Minuten garen. Im Dampfgarer brauchen sie bei 100°C 35 Minuten.
- Kartoffeln abkühlen lassen, schälen und reiben.
- Trockenhefe und Mehl vermischen.
- Mit Butter- oder Schweineschmalz, geriebenen Kartoffeln, Milch und einer Prise Salz zu einem geschmeidigen Teig kneten.
- Zudecken und an einem warmen, zugfreien Ort 30 Minuten gehen lassen.
- Den Teig noch einmal gut durchkneten, dann zu einer Rolle formen und in 8 gleiche Teile schneiden.
- Den Backofen auf 225°C vorheizen. Ich habe meinen Pizzastein benutzt und diesen bei 260°C vorgeheizt.
- Die Teigstücke jeweils zu kuchentellergroßen Fladen ausrollen. Auf ein gefettetes Backbleck legen, mit etwas Butter und Sauerrahm bestreichen und mit Kümmel bestreuen.
- Im normalen Ofen zirka 20 Minuten backen. Mit dem Pizzastein und der hohen Temperatur brauchen die Dätscher nur 10-15 Minuten.
- Direkt aus dem Ofen schmecken sie am besten.
Super gut geschrieben und ein tolles Rezept!
Fränkische Grüße aus Mainfranken von deinem https://www.malwasfeines.de Team
Haben sie denn das Brotkuchenrezept gefunden?
Ich bin nahe Hersbruck aufgewachsen und lebe jetzt nahe bei Ulm. Ich suche schon viele Jahre ganz verzweifelt nach dem Rezept. Ich bin mittlerweile 65 Jahre alt aber noch nicht bereit, die Suche aufzugeben. Es muss doch bei den Landfrauen zu finden sein!? Wir haben das als Kinder soooo gerne gegessen.
Ich habe schon mehrfach angeklopft wegen diesem Rezept aber immer ohne Erfolg. Da fällt mir immer ein Werbespruch einer unserer großen Banken ein:“ Tradition ist das weitergeben des Feuers, nicht das bewahren der Asche!“
Nein, leider habe ich bis jetzt kein original fränkisches Brotkuchenrezept gefunden. Aber wie Sie sagen, irgendwo muss es zu finden sein. Schön, dass wir diese kulinarische Erinnerung teilen.
Habe gerade Deinen Blog via Linkedin entdeckt. Das sieht aber lecker aus, so ein bisschen wie die oberschwäbische Dinnette. Die werde ich demnächst mal backen dann kannst Du die gerne mal nachbacken, die ist ohne Kartoffel und hat eben noch Sauerrahm als Grundlage und Schinken oder Speck als Auflage drauf, aber ansonsten. Aber so einen Daetscher, das mache ich auch noch mal einen, auch wenn ich hier in China das gleiche Problem wie Du habe, der Kümmel. Kreuzkümmel gibst aber auch, da darf man halt als geplagter Expat nicht so genau hinschauen… Ansonsten bitte weiter so mit dem Blog, Du bist bald in meiner Blogroll mit drin und RSS ist auch schon abonniert 🙂
Das Kümmelproblem habe ich inzwischen gelöst. Beim letzten Deutschland-Besuch wanderte ein Vorrat ins Gepäck. Aber wie du sagst, als Expat muss man generell kreativ sein. Und manchmal entsteht aus dieser Kreativität ja etwas tolles Neues.
Das sieht wirklich lecker aus, werde ich bei Gelegenheit ausprobieren. Die Notlösung mit dem Kreuzkümmel find ich allerdings ganz schön mutig, den die beiden haben ja geschmacklich wirklich nix miteinander zu tun, das dürfte zwei ziemlich unterschiedliche Ergebnisse geben. 🙂
Oh das Rezept gefällt mir, sehr lecker!
Lange will ich schon unseren hessischen Salzekuchen: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1348125639524
mal machen, dass ist auch so eine ähnliche Variante mit Reste vom Brotteig, verwiegend Sauerteig.
Dein Rezept spricht mich aber sehr an und das muss ich probieren.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Ingrid