Rezepte Blog – Ein Topf Heimat

Gummistiefel statt High Heels. Zwei Seetang-Bäuerinnen mit einer Vision

Frau muss schon viel Mut haben, um einen gut bezahlten Job als Marketingexpertin und als Juristin in der Großstadt gegen ein Leben als Seetang-Zücherin in der rauen Oosterschelde in Zeeland einzutauschen. Die Amerikanerin Jenifer Breaton und die Niederländerin Rebecca Wiering hatten diesen Mut, und den Glauben an eine Geschäftsidee der besondern Art.

Reiz des Neuen

So tauschten sie 2013 High Heels und Business Suit gegen Gummistiefel und Overall und starteten ihr Unternehmen Zeewaar im Jacobahaven in Kamperland, dort wo sich Oosterschelde und Nordsee treffen und die Wasserqualität ideal ist für die fragilen Meeresgewächse. Der Name ist quasi Programm, denn Zeewaar heißt übersetzt Meeresware aber auch das Wahre des Meeres.
Warum machten sie das, nach 20 Jahren in profilierten Jobs mit einem sicheren Einkommen? „Es war der Reiz etwas Neues zu starten, das sowohl für unsere Erde als auch für die Menschen gut ist“, sagen die beiden unisono. Und fügen hinzu, dass der Kontrast zu ihrem früheren Leben zwar auf den ersten Blick groß scheint. Bei einem Unternehmen wie dem ihren, seien aber auch viele gesetzliche und Vermarktungsaspekte zu berücksichtigen, bei den ihr Hintergrund natürlich hilfreich ist.

steinbauer-groetsch©2015

Die Dinge machen

Acht Monate dauerte es, bis der Businessplan geschrieben war, die Erlaubnis von der Naturschutzbehörde kam, der Wasserschutz Rijkswaterstaat zugestimmt hatte und eine finanzielle Förderung gefunden war. Zeewaar ist im Prinzip die erste Seetang Farm nicht nur in Zeeland, sondern in den gesamten Niederlanden und praktisch alles ist neu für Rebecca und Jenifer: „Das meiste lernen wir, indem wir die Dinge machen.“

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Kombu & Co

Den Reiz dieser Arbeit und des ständigen Lernens erahne ich, als mich die beiden in ihrem kleinen mobilen Boot mit aufs Wasser nehmen und durch den frischen Morgen zu den Meeresalgen fahren, die an langen Strängen knapp unterhalb der Wasseroberfläche wachsen.

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Rebecca hebt eine dicke Schnur aus dem eisigen Wasser, an dem große bräunliche Kombu Blätter wachsen. Sie bricht ein Stück Seetang ab und reicht es mir zum Verkosten. Der Geschmack ist frisch, salzig und sehr mild, die Konsistenz gar nicht glibberig, sondern knackig und zart. Toll, was das Meer und ein wenig Hilfe von Menschenhand zustande bringt. Ganz von selbst wachsen die Meereslagen nämlich nicht. Sie werden als kleine Setzlinge an die Schnüre „gepflanzt“ und erreichen nach 4 bis 5 Monaten die Erntereife.

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Im Augenblick bauen Rebecca und Jenifer außer dem Royal Kombu (Saccharina Latissima) noch Fingertang (Laminaria Digitata) und Meersalat (Ulva Lactuca) an.

So normal wie Brokkoli

Nach der Ernte wird ein Teil in gefiltertem Frischwasser gewaschen und verpackt. Der Großteil des Seetangs wandert in eine Anlage, in der er bei maximal 35°C getrocknet und verpackt wird. So bleiben die wertvollen Proteine und Nährstoffe im Produkt.
Und die Abnehmer? Das sind im Augenblick vor allem andere Lebensmittel -Produzenten wie der „Vegetarische Slager“ in Den Haag und die Gastronomie. An der Produktlinie für den Endkonsumenten arbeiten Rebecca und Jenifer noch. Getrockneter Seetang ist aber bereits in Onlineshops in den Niederlanden erhältlich. Dass es genug Abnehmer für Kombu & Co in Europa gibt, davon sind Jenifer die beiden Unternehmerinnen überzeugt: „In zwanzig Jahren werden Meeresalgen ein normaler Bestandteil unserer Ernährung sein, so wie zum Beispiel Brokkoli. Es wird Zeit brauchen, aber wir sehen keinen Grund, warum es nicht möglich sein sollte“.

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Wie und was man mit Kombu kochen kann, das verrate ich im nächsten Post. Tot ziens!

Dieser Post beruht auf einer Pressereise nach Zeeland, die vom niederländischen Büro für Tourismus und Convention organisiert wurde.

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