Taco essen in Los Angeles – das ist ein unbedingtes Muss. Mit drei Ausrufezeichen!!! Und dick unterstrichen. Ich bin ja selten ganz euphorisch, aber mein Trip nach Tinseltown bescherte mir kulinarisch die spannendsten Erlebnisse der letzten Jahre, und das liegt an der Tacomania, welche die ganze Stadt ergriffen hat.
Wiedersehen mit Freude
Zu verdanken habe ich diese Erfahrung meiner ältesten Tochter, die vor ein paar Wochen nach Los Angeles gezogen ist. Gute Mutter, die ich bin, habe ich mich natürlich „geopfert“, um ihr den Ortswechsel zu erleichtern. Insgeheim freute ich mich aber auch auf eine Rückkehr in die Stadt der Engel, denn im Großraum Los Angeles lebte ich vor genau drei Jahrzehnten selbst für ein Jahr.
In der Rückschau war das vielleicht das wichtigste Jahr meines Lebens, denn nicht nur akademisch war es erhellend und motivierend, auch kulinarisch hatte ich fränkisches Kleindstadt-Ei einige Erleuchtungen: Curries, Sushi und eben Tacos lagen in Los Angeles zum ersten Mal auf meinem Teller. Wobei wir wieder beim Thema wären. Denn vor 30 Jahren bestand die mexikanische Küche in Los Angeles entweder aus Fast Food Ketten wie El Pollo Loco, die es übrigens immer noch gibt, oder aus dem Standard-Mexikaner, bei dem alle Gerichte unter einer dicken Käseschicht versanken oder in einem unansehnlichen Bohnenstampf verschwanden. Gewürzt wurde kaum, dafür mit Kalorien nicht gegeizt. Und die Portionen waren schier unbezwingbar.
Die Taco Welle rollt
Das alles ist jetzt anders, ganz anders. Ich war erstaunt, verblüfft und begeistert von der Qualität und Originalität der unzähligen Taco Variationen, die es überall gibt. Los Angeles ist eine Stadt, in der sich alles ständig weiterentwickelt, die voller Energie und Verheißungen steckt. Und in der mittlerweile 40% der Einwohner mexikanische Wurzeln haben. Auch deshalb erobert sich nun die mexikanische Küche endlich den Platz, der ihr zusteht. Ich prophezeie, dass der Taco Trend die nächste große Foodwelle sein wird, die über den Ozean nach Europa schwappt.
Vom Taco Food Truck zur coolen Taqueria
In meiner Woche in Los Angeles konnte ich mich nur durch einen ganz kleinen Teil des unendlichen Angebots an Tacos futtern, habe da aber mein Bestes gegeben. Probiert habe ich Tacos in allen Varianten. Vom Street Food Truck in East L.A., dem klassischen mexikanischen Einwandererviertel, über den von mir lang herbeigesehnten koreanisch-mexikanischen Kimchi-Taco bis hin zu neuen frischen Kreationen in einer der angesagtesten Taquerias in Beverly Hills. Begleitet haben mich auf diesen Streifzügen meine Tochter und /oder ihr Freund, beide sind glücklicherweise auch Food-Enthusiasten. Danke dafür, das hat echt Spass gemacht!
Taco und Tortilla
Bevor ich mit Euch einen kleinen Trip durch die Taco-Welt in der Stadt der Engel unternehme, hier noch ein paar grundsätzliche Infos zum Wesen des Tacos im Allgemeinen und Besondern. Die Grundlage eines Tacos ist die Tortilla, ein gebackener Fladen aus einem speziell behandelten mexikanischen Maismehl namens Masa Harina (dazu mehr im nächsten Post). Je nachdem, was man mit dem Fladen macht, ändert sich dann der Name. Tacos sind kleine Tortillas, die mit allen möglichen Zutaten belegt sind und die man zum Essen einfach faltet.
Back to the Roots – Tacos in East L.A.
Ready to roll? Dann starten wir die Magical Taco Tour durch die Stadt der Engel. First Stop: East L.A. am Santa Rita Jalisco Taco Truck. East Los Angeles ist wohl das am stärksten von mexikanischen Einwanderern geprägte Viertel in der Stadt, also genau der Ort für authentisches Street Food.
Der Santa Rita Jalisco Truck steht an einer unscheinbaren Straßenkreuzung und ist einfach zu finden. Als wir ankamen, saßen neben dem silber glänzenden riesigen Foodtruck ein paar mexikanische Kunden im Schatten auf einer improvisierten Patio, ein Murial leuchtete bunt in der heißen Nachmittags-Sonne. Die Szenerie war perfekt.
Wir orderten die Spezialität, Tacos mit frittierten Hühnerhälsen (pescuezos) und einer scharfen roten Salsa sowie einen Taco mit scharfem Schweinefleisch. Im Web sind die Kritiken für den Santa Rita Jalisco Truck, ein Familienunternehmen übrigens, fast durchgängig enthusiastisch und auch die Preise sind für Los Angeles geradezu geschenkt. Wir zahlten für zwei Softdrinks und die beiden Portionen Tacos zusammen knapp über 5 $. Und bekamen dafür authentisches, frisch zubereitetes und richtig gut schmeckendes Street Food. Die frittierten Hühnerhälse hatten eine knusprige Haut und schmecken überhaupt nicht fettig, die scharfe Salsa passte super dazu.
Auch der Taco mit scharfem Schweinefleisch, einer Salsa, frischen Gurken, Zwiebeln und Limettensaft war klasse. Cooler Platz, Bewertung mehr als verdient!
90063 East Los Angeles
Der Kimchi Taco und seine spannende Geschichte
Vor einiger Zeit hatte ich einen Artikel über ein besonderes Street Food Gericht gelesen, den koreanisch-mexikanischen Kimchi-Taco. Als bekennende Kimchi-Süchtige stand dieser Taco ganz oben auf der Liste. Genauso spannend wie die Kombination der Zutaten ist die Geschichte, die hinter diesem Fusion Food steckt. Sie handelt von einem Mann, der vom drogenabhängigen Jugendlichen zu einem der einflussreichsten neuen Köche in der kalifornischen Foodszene aufstieg. Sein Name ist Roy Choi – geboren in Südkorea, aufgewachsen in Los Angeles und Umgebung, kulinarisch sozialisiert durch seine koreanischen Wurzeln und den allgegenwärtigen mexikanischen Einfluss. Roy fasste nach einer bewegten Jugend in der Gastronomie Fuss. Mit seinen Partnern Mark Manguera und Caroline Shin-Manguera gründete er 2008 die Marke Kogi und erfand den Kimchi-Taco. Schon im ersten Jahr machte Kogi einen geschätzten Umsatz von 2 Millionen Dollar. 2010 kam Roy Choi als Foodtruck Chef in die Top Ten der „Best New Chefs“, die jährlich vom Food & Wine Magazin gekürt werden.
Im Moment sind drei Kogi Trucks im Großraum Los Angeles unterwegs. Im High End Supermarkt Whole Foods in El Segundo gibt es zudem eine Kogi-Taqueria. Praktischerweise lag dieser Markt direkt auf meiner täglichen Route nach Manhatten Beach, wo ich wohnte. Und so kam ich endlich zu dem heiß ersehnten Kimchi Taco. Wie er schmeckte? Klasse! Eine aromatische, saftige Kombination aus gebratenem würzigen Schweinefleisch, frischem Salat, Salsa und dem fermentierten scharfen Kimchi. Diese Art von Fusionsküche ist typisch für eine neue Welle von jungen Köchen in Los Angeles – sie experimentieren mit den Einflüssen verschiedener Länderküchen, verwenden regionale Zutaten und schaffen so eine ganz neue, sehr zeitgemäße kulinarische Textur, die, das behaupte ich jetzt mal, an keinem anderen Ort der Welt so zu finden ist.
Coole Taqueria mit L.A. Feeling
Fusion auf der Basis von Tradition, beherzte Innovation und ein supercooles Ambiente – das bietet die Petty Cash Taqueria am Beverly Boulevard. Am besten bei Sonnenuntergang ankommen, dann stellt sich sofort das Los Angeles Feeling ein: Der Himmel glänzt, die Palmen stehen wie übergroße Scherenschnitte Spalier und der Wind bläst warm wie ein Föhn über den Asphalt. Das riesige Wandgemälde am Eingang der Taqueria verweist auf die kulinarischen Genüsse, die da kommen werden.
Das Ambiente drinnen ist eine Mischung aus Fabrik und Loft, eine gut bestückte Bar lädt zu Cocktails ein. Leider musste ich Auto fahren und stürzte mich deswegen aufs Essen.
Die Speisekarte ist überschaubar, aber das tut dem Geschmack keinen Abbruch. Wir bestellten vorab einen Teller Nachos al Pastor mit Schweinefleisch-Stückchen in Adobo-Chile Rub, Jack Cheese, Ananas und eingelegtem Fresno Pepper.
Die Tortillas für die Tacos werden im Restaurant aus nicht genetisch modifiziertem Masa-Mehl frisch gemacht. Die Zutaten für die Beläge kommen von lokalen Bio-Erzeugern oder vom eigenen Dachgarten.
Und hier kommt die Taco-Parade aus der Petty Cash Taqueria
Mary’s Organic Chicken mit Salat Guacamole, Kohl, eingelegter Zwiebel und Koriander
Baja Fisch mit Negra Modelo Yellowtail Pico de Gallo im Bierteig und Kohl
Grilled Shrimp Chimichurri, Tomatillo Aioli, Pfirsich pico de gallo, Kohl
Das war ein echtes Fusion-Fest mit wunderbar frischen und ungewöhnlichen Aromen und Kombinationen in der Petty Cash Taqueria. Großes Lob und große Freude!
Das heilige Land der modernen mexikanischen Küche
„Los Angeles is the holy land for a new wave of modern Mexican food“, schreibt die LA Weekly. Dem kann ich nichts hinzufügen. Außer, dass ich mich schon jetzt riesig auf den nächsten Besuch in der Stadt der Engel in ein paar Wochen freue. Bis dahin werde ich mich an eigenen Taco Kreationen versuchen. Anregungen habe ich genug bekommen. Und meine mexikanische Freundin Nancy hat mir vor ein paar Tagen gezeigt, wie man Tortillas selber macht. Im nächsten Post verrate ich es und dann geht’s los mit den home made Tacos. Stay tuned!
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