Rezepte Blog – Ein Topf Heimat

Mein Messer aus dem Garten der Sinne

steinbauer-groetsch©2014

Wäre mein Mann abergläubisch und ich wissend gewesen, wäre ich nie in den Besitz dieses Messers gekommen. Denn der Volksmund sagt, dass Messer nicht verschenkt werden sollten. Ein solcher Akt zerschnitte  die Freundschaft beziehungsweise Liebe zwischen Schenker und Beschenktem. Um im Notfall dieser fatalen Folge zu entkommen, müsse man als Empfänger zumindest einen symbolischen Obolus entrichten. 

Scharfes Geschenk

Es war Weihnachten 2012 und weder mein Mann noch ich kannten diese Vorgaben. Und so lag für mich unter dem Baum ein kleines, längliches Päckchen, das sehr nach Schmuck aussah, in dem sich aber ein Messer verbarg: ein handgefertigtes Exemplar des französischen Messermachers Claude Giraud mit Gravur in der silbern blitzenden Klinge. Jardin des Sens stand da in geschwungenen Buchstaben. Wer sich in der Gastroszene etwas ausgekennt, der weiss, dass es sich dabei um eines der bekanntesten französischen Sterne-Restaurants handelt. Gelegen in Montpellier und geführt von den Brüdern Jacques und Laurent Pourcel. Ich erinnerte ich, dass mein Liebster mir von einem Geschäftsessen dort in für seine Verhältnisse geradezu überschwänglichen Worten vorgeschwärmt hatte. Und weil er mir nichts Essbares mitbringen konnte, hatte er dieses Messer erstanden. Ich nahm das Geschenk dankbar an und zahlte: nichts.

steinbauer-groetsch©2014

Dafür begann ich mich aber für Messer zu interessieren. Bis dahin waren sie für mich nicht mehr als eines unter vielen anderen nützlichen Küchenutensilien. Dieses wunderschöne Stück Handwerkskunst öffnete mir die Augen dafür, dass ein Messer viel mehr sein kann, als ein Gebrauchsgegenstand.

Handgefertigtes Einzelstück

Das Design des Messers lehnt sich an die klassischen Laguiole-Messer an, es besitzt eine Edelstahlklinge und einen Griff aus Kamelknochen. Es liegt gut in der Hand, es schneidet prima, es lässt sich leicht säubern. Darüber hinaus ist es aber ein perfektes Beispiel für das, was nur im Handwerk möglich ist: die Kombination aus Fertigkeit, Ästhetik und Nutzen, die den Dingen einen Mehrwert gibt. 20 Arbeitsstunden hat Claude Giraud in die Anfertigung gesteckt, jedes Messer ist ein Einzelstück. Das spürt man, wenn man es ansieht und wenn man es in die Hand nimmt. Es strahlt Sorgfalt und Perfektion aus. Man kann jetzt einwenden, dass so ein Messer reiner Luxus ist und natürlich – es schneiden auch Exemplare, die einen Bruchteil davon kosten. Andererseits – wie viel Geld geben wir täglich für Dinge aus, die letztendlich doch im Müll landen. Das wird mit diesem Messer nicht passieren, da bin ich mir sicher. Es ist ein Symbol für die Beständigkeit und wird mich mein Leben lang begleiten. Und es hat noch einen Mehrwert. Immer wenn ich es benutze (hauptsächlich zum Würfeln von geräuchertem Schinken, meine fränkische Seele) dann freue ich mich, dass mein Mann nicht abergläubisch war und es mir geschenkt hat.

Keine negativen Vibes

Übrigens: Negative Auswirkungen hatte das (bis jetzt) jedenfalls nicht. Im Gegenteil. In ein paar Wochen werde ich nun endlich auch die Brüder Pourcel live erleben dürfen. Sie kommen nämlich während des Food Film Festivals nach Amsterdam und kochen dort live. Dreimal dürft Ihr raten, mit wem ich dann am Tisch sitzen werde.

Dass ich diese Geschichte heute hier erzählt habe, dafür ist Peter G. Spandl verantwortlich. Er veranstaltet gerade den spannenden Blogevent „Auf Messers Schneide“, in dem es noch viele andere Geschichten um eines der wichtigesten Utensilien in der Küche gibt. Auf seinem Blog  Aus meinem Kochtopf steht mehr dazu.  Einfach mal vorbeischauen.

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