Rezepte Blog – Ein Topf Heimat

Die Zirben, der Schnaps und das neue Haus

Zirbenschnaps

Ja, ich weiß – der versprochene Blog über die Besonderheiten der Kärntner Zirbe und ihrer wundersamen Wandlungsmöglichkeiten in Spirituoses steht seit einer ganzen Weile aus. Und einmal mehr ist der Grund unser Ortswechsel. Vor zwei Wochen kamen 463 Kisten in zwei Containern in unserem halbfertigen neuen Domizil in Wassenaar an. Seitdem habe ich mir mehr als einmal gewünscht, ich hätte eine Flasche dieses sehr speziellen Getränkes mitgenommen, sagt man der Zirbe doch nach, sie fördere das Allgemeinbefinden, einen gesunden Schlaf und sie senke die Herzschlagfrequenz. Das alles wäre bitter nötig gewesen in den letzten Tagen.

Umzugsstress

Ein kompletter Hausumzug ist beileibe kein Spaß, aber wenn man, wie wir, dann noch zwischen Maler, Zimmermann, Elektriker und Installateur versucht, seine gesamte Habe auszupacken und zu verstauen, dazu noch zwei Kinder hat, die unterhalten werden wollen, Elternpflichten in der neuen Schule wahrnehmen soll und einen Ehemann, der einen sehr wichtigen Workshop just in der Umzugswoche eingeplant hat – dann kann man entweder ausrasten oder sich dem Schicksal ergeben. Nachdem die erste Variante nicht wirklich half, entschied ich mich für die zweite. Ist das Wohnzimmer eben von einer dicken Staubschicht bedeckt, weil der Zimmerman seine Sägearbeiten im Garten verrichtet und die Türen großzügig offen lässt – kann man alles wegsaugen. Ist der Parkettboden nicht geölt, wie wir angegeben hatten, sondern gelackt – prima doch, dass er überhaupt begehbar ist, oder? Warten wir seit drei Wochen auf versprochene Armaturen aus Deutschland – kein Problem, ist ja schließlich Ferienzeit, dann kann schon mal was liegen bleiben.

Alles wird gut

„Kommt goed“, sagt der Niederländer. „Alles geht vorbei“, sagt meine Freundin Ute. Und natürlich wird alles gut werden, alles wird vorbei gehen, in ein paar Wochen werden alle Möbel an ihrem Platz stehen, alle Bücher ausgepackt und die Küche (sehr neu und sehr, sehr schön, von den besten Küchenbauern, die ich kenne, den Möbelmachern) wieder in Betrieb genommen sein – das habe ich in meiner zwanzigjährigen Expat-Karriere gelernt. Aber bis dahin ist es noch ein Stück Weg zu gehen und deshalb wäre so ein harziger Zirben-Schnaps aus Kärnten schon eine feine Sache. Wenn ich ihn nicht genießen kann, dann schreibe ich wenigstens, wie versprochen darüber.

steinbauer-groetsch©2010

Spezieller Baum

Die Zirbe gehört zu der Gattung der Kiefern und wächst nur in einer Höhen zwischen 1600 und 2200 Metern. Die Bäume können bis zu 1000 Jahre alt werden, wachsen aber extrem langsam. Erst mit 40-70 Jahren erreichen sie Manneshöhe. Die Turracher Höhe in Kärnten, wo wir eine Woche Urlaub machten, zählt zu den größten geschlossenen Zirbenwaldflächen in Österreich. All das und noch mehr über diesen sehr speziellen Baum, der außerhalb der Alpen natürlich nur noch in der Hohen Tatra und in den Karpaten gedeiht, erklärte uns Markus, ein Ranger aus dem Nationalpark Nockberge auf einer Wanderung . Und natürlich erzählte er auch, wie er den beliebten Zirben-Schnaps zubereitet.

steinbauer-groetsch©2010

Typisches Aroma

Das typische Aroma geben die Zirben-Nüsse, die eigentlich Zapfen und nicht einfach zu ernten sind, weil sie meist in den Spitzen der Bäume hängen und nur selten von allein zu Boden fallen. Der Tannhäher hat es da einfach, er fliegt in die Wipfel, erntet die Zirben-Nüsse und legt sie sie dann wie ein Eichhörnchen als Vorrat an. Wer den Zirben-Schaps selbst produzieren will, hat es da schwerer, er muss die Nüsse von den biegsamen Ästen pflücken, am besten im Frühsommer, wenn sie noch frisch sind. Glücklicherweise braucht man nur 3-5 Nüsse pro Liter Schnaps. Sie werden in Scheiben geschnitten und mit einem Liter Hausbrand oder Kornschnaps (42%) und 100 g weißen Kandiszucker angesetzt. Die Flüssigkeit zieht 3-5 Wochen in der Sonne, bis sie rötlich-violett ist, dann wird sie durch ein Tuch gesiebt. Fertig ist der Zirben-Schnaps. Er schmeckt nach Wald und Natur und eben – Zirbe. Unbedingt probieren, wenn du mal nach Kärnten kommst.

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