Chemex: Slow Coffee mit Patent

Patent Nr. 2,241,368 reichte ein deutscher Chemiker am 13. April 1939 beim amerikanischen Patentamt für eine Filtereinrichtung ein. Hinter der nüchternen Beschreibung verbarg sich eine Erfindung, die in die Kulturgeschichte einging, einen festen Platz im Moma fand und von der New York Times als eines der 100 Topdesigns der Moderne prämiert wurde: Der Chemex Coffeemaker.

Nützliche Lektüre

Ich stieß bei der Lektüre der Wochenendausgabe des NRC Handelsblatts vor ein paar Wochen auf den Klassiker.

steinbauer-groetsch©2012

Vorbild aus dem Chemielabor

Und tatsächlich – der Kaffeebereiter ähnelt einem Erlenmeyer-Kolben mehr als einer Kaffeekanne. Aber gerade in diesem scheinbaren Widerspruch stecken die großen Vorteile des Chemex. Der exzentrische Erfinder, Peter Schlumbohm, ein Kieler, der wegen der attraktiven Patentgesetze in die Vereinigten Staaten emigriert war, ging an die Frage, wie man den schmackhaftesten Kaffee brühen könne, nicht als Gourmet heran, sondern als Chemiker. Ein schlichtes stundenglasähnliches Gefäß aus hitzebeständigem Pyrex, eine Holzmanschette, einen Satz Filter, Kaffee und Wasser – mehr brauchte Schlumbohm nicht für seine Erfindung.

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Konzentration auf das Wesentliche

Und er brauchte nicht mehr, um mich neugierig zu machen, wie der Kaffee aus dem Kolben wohl schmecken würde. Die schlichte Form, die Konzentration auf das Wesentliche – welch ein Anachronismus  zu den zischenden und dampfenden Vollautomaten, die seit einigen Jahren als Statussymbol die Küchen der Besserverdienenden zieren.

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Liebe zum Design

Glücklicherweise lebe ich in den Niederlanden, denn hier trinkt man erstens viel Kaffee und ist zweitens Designdingen sehr aufgeschlossen. Und so musste ich tatsächlich nur 6 Kilometer weit nach Leiden fahren und zu Simon Levelt spazieren, einer extrem gut sortierten Kaffee- und Teehandelskette, um den Chemex samt Zubehör zu erstehen. Der Geburtstag meines Mannes erwies sich als geeigneter Anlass für das Präsent, denn auch er hat Erfahrung im Chemielabor.

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Slow Coffee

Zwei Tage nach dem Kauf packte er die Schachtel aus und war nicht wenig erstaunt über die ihm etwas befremdliche Funktion des Glaskolbens. Aber probieren geht bekanntlich über studieren und so machte er sich unverzüglich an das Brühen des ersten slow coffee aus dem Chemex. Es duftete herrlich bei der Zubereitung wie in meiner Kindheit, wenn meine Mutter Kaffee brühte.

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Besonderes Geschmackserlebnis

Und der Geschmack? Schon nach ersten Schluck war ich überzeugt. Denn der Kaffee schmeckt klar, rein und voll, und ist ohne jede Spur von Bitterstoffen. Ein wunderbares Geschmackserlebnis Bravo, Herr Schlumbohm!

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Einfache Zubereitung

Für die Zubereitung muss man kein Experte sein, die Handgriffe sind überschaubar. Einzig ein wenig Zeit ist nötig. Wasser zum Kochen bringen. Den Filter in den oberen Teil des Chemex legen und mit heißem Wasser benetzen. Das überschüssige Wasser aus dem Kolben abgießen. Kaffee frisch mahlen oder bereits gemahlenes Pulver in den Filter geben (Menge je nach Größe des Chemex).  Mit gekochtem, aber nicht mehr sprudelnden Wasser kreisförmig übergießen,  bis das Kaffeepulver benetzt ist. Kurz einwirken lassen, dann das restliche Wasser in einem dünnen Strahl kreisförmig auf diese „Kaffeeblume“ gießen. Fertig!

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Übrigens: Auch der Preis für den Chemex CoffeeMaker hält sich in Grenzen, zumindest im Vergleich zu den teuren Vollautomaten: zwischen 40 und 45 Euro zahlt man für die 6 Tassen-Größe. Dazu kommen noch Filter (100 Stück für  zirka 15 Euro).  Zum Säubern kann man den Holzgriff und das Lederband entfernen. Der Glaskolben ist spülmaschinenfest.

 

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6 Kommentare
  1. Liebe Frau Steinbauer-Grötsch !
    Ich freue mich, dass Sie so einen interessanten Artikel über meinen Groß-Onkel Dr. Peter Schlumbohm und seinen chemex coffee maker geschrieben haben. Ich habe vor einigen Jahren begonnen, mich für die Erfindungen meines Onkels zu interessieren. Leider haben wir in der Familie nur wenig über ihn gesprochen. Um so mehr freue ich mich über den Chemex coffee maker in meiner Küche. Schön, dass auch andere davon noch begeistert sind.
    Grüße aus Wien, Österreich.
    Sabine Hizak (geb. Schlumbohm)

    • Es ist sicher spannend, so einen erfinderischen Geist in der Familie zu haben. Sehr freue ich mich über Ihre netten Worte. Und auch ic liebe meine Chemex-Kanne.

  2. Auch ich habe mir diese Kaffeeglaskanne nach einem Zeitungsbericht in der FAZ zugelegt. Bisher habe ich Kaffee in der French-Kanne aufgebrüht. Der Kaffee in der Chemex hat einen guten Geschmack, aber trotzdem gibt es 2 Nachteile: Der Kaffee ist nicht schön heiß und die Kanne tropft leider.

    • Liebe Monika,
      das Problem mit dem nicht so heißen Kaffee hatte ich auch, ich wärme jetzt das Glas mit heißem Wasser vor und gieße es vor dem Brühvorgang wieder aus. Der Schnabel gießt gut aus. Von Tropfen habe ich nichts bemerkt. Ich finde die Chemex ästhetisch soo schön, kann man die kleinen Nachteile getrost in Kauf nehmen.

  3. Kann ich bestätigen – ich habe die Chemex in den USA kennengelernt. Der Kaffee ist exzellent, ein Automat kommt mir nicht ins Haus. Denke, das liegt eher an den Filtern, die dicker sind als gewöhnliche Filter, als dem Kolben.

    Grüße nach NL, wo ich auch schon ein paar Jahre gewohnt habe.

    • Ja ,stimmt, der Filter ist sicher der Schlüssel zum Geschmack. Und das Glasgefäß sieht einfach toll aus.

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