… sagte Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichter aller deutschen Dichter muss es wissen, denn er hat sich schließlich auf alles Mögliche seinen Reim gemacht: Pudel, Diwane, Rosen. In Äpfel muss man beißen, sagt er und meint damit vielleicht die seltsame Anziehungskraft, die diese Frucht auf uns ausübt. Wäre der Baum der Erkenntnis im Paradies kein Apfel-, sondern ein Zwetschenbaum gewesen – wer weiß wie die Geschichte mit Adam und Eva dann ausgegangen wäre.
Apfel im Schulranzen
Ich mag Äpfel. Ich kaufe sie regelmäßig auf dem Markt oder wenn es schnell gehen muss auch mal im Supermarkt. Einen Apfel frisch vom Baum gegessen habe ich vor zirka 40 Jahren das letzte Mal. Während meiner Grundschuljahre lief ich im Spätsommer und Herbst jeden Morgen zu den Apfelbäumen im Garten meiner Eltern und holte mir einen Boskoop-Apfel. Dieser Apfel entfaltete in meinem ledernen Schulranzen verschwenderisch sein frisches Aroma. Ich konnte es kaum erwarten, bis die Pausenglocke läutete, ich ihn heraus holen und seine saftige Säuere in meinem Mund schmecken konnte.
Kindliches Vergnügen
Komischerweise hatte ich dieses kindliche Vergnügen vollkommen vergessen, bis meine kleine Tochter letzte Woche mit ihrer Schulklasse zum Apfelpflücken fuhr. Ich bot mich als Begleitperson an, aber andere Mütter waren schneller und so konnte ich am Tag der Ernte nur zusehen, wie meine Süße in ihren rosa Gummistiefeln aufgeregt zum Bus stapfte. Als sie am Nachmittag mit dreckigen Stiefeln, einem glücklichen Gesicht und einer Tüte voller frischer Äpfel zurückkam, erinnerte ich mich plötzlich wieder an meine eigene Apfelvergangenheit und beschloss, umgehend selbst einen Ausflug zur Plantage auf dem Landgut Olmenhorst in der Nähe von Lisse zu machen.
Äpfel mit Tradition
Wir leben ja seit kurzen nicht mehr im Norden der Niederlande, sondern mitten der dicht besiedelten Randstad, wo sich auf 10% der Landesfläche fast 50% der 16 Millionen Niederländer drängeln. So war ich überrascht, dass sich mitten in einem der am dichtesten besiedelten Landstriche der Welt ein derart weitläufiges Anwesen halten konnte. Neben den Apfelplantagen beherbergt Gut Olmenhorst auch Künstlerateliers, ein Restaurant, einen Spielplatz und einen sehr gut ausgestatteten Bio-Laden. Das Gut hat eine lange Tradition. 1854 wurde es vom Ururgroßvater des heutigen Besitzers nach der Trockenlegung des Harleemermeeres gekauft. Neben Getreide und Kartoffeln pflanzte die Familie bereits Ende des 19. Jahrhunderts Apfelbäume an. Im Lauf der Zeit nahm der Früchteanbau immer größeren Raum ein, heute wachsen hauptsächlich Äpfel und Birnen auf Olmenhorst.
Gemeinschaftserlebnis Apfelernte
Im Herbst jeden Jahres öffnet das Gut seine Plantagen für Selbstpflücker. Der Andrang ist groß. Selbst an dem nicht besonders freundlichen Wochentag, an dem ich mich zum Pflücken begab. Neben Schulklassen füllten Großeltern mit Enkeln, Mütter mit Kindern und Rentner ihre Tüten mit frischem Obst. Die Niederländer haben eine ganz besondere Beziehung zum Apfel, er ist sozusagen das Volksobst Nummer eins. Als Mus, Saft oder zur allgegenwärtigen Appeltart verarbeitet steht er fast täglich auf dem Speiseplan. Auch in der Zucht spielt Holland eine große Rolle, beliebte Sorten wie Elstar wurden hier „erfunden“. Und mein Boskoop-Apfel aus Kindheitstagen ist nach dem Dorf benannt, in dem er gezüchtet wurde. Dass ich einmal in seinem Ursprungsland leben würde, hätte ich mir als siebenjähriges Schulmädchen nicht träumen lassen.
Ich füllte an jenem Mittwoch meine Taschen mit Elstar, bezahlte einen sehr günstigen Kilopreis und trug meine Ernte ebenso stolz wie meine Tochter nach Hause. Wie vor vierzig Jahren freute ich mich auf den ersten Biss in einen der duftenden Äpfel. Darauf, dass der Saft in meinem Mund zu einem süßen Rinnsal zusammenlaufen würde.
Oasen in der Stadt
Gut, dass es in unserer hochgerüsteten Welt Oasen gibt wie Gut Olmenhorst, auf dem ein Apfel noch vom Baum kommt und nicht aus einer verschweißten Plastiktüte. Deshalb hier mein Tipp: hör dich um in deiner Umgebung, vielleicht gibt es auch einen Bauernhof, eine Obstplantage oder einfach nur einen großen Garten, in dem du frische Äpfel pflücken kannst.
Und wenn es dir dann so geht wie mir und du vor Begeisterung zu viele Früchte mit nach Hause bringen, habe ich einen Tipp: Apfelmus, nach dem köstlichen Rezept meiner Schwester Karola. Davon bleibt garantiert nichts übrig.
Apfelmus – Das Rezept
Apfelmus
Zutaten
- 1 kg Äpfel
- 1/2 Stange Zimt
- 1 Stück daumengroßesfrischer Ingwer
- 1 TL Zitronensaft
- Wasser
- ggf. etwas Zucker
Anleitungen
- Äpfel schälen, vierteln und entkernen.
- Die Apfelstücke mit der Zimtstange und dem geschälten Ingwerstück in einen Topf geben und diesen mit kaltem Wasser zirka 1,5 cm hoch auffüllen.
- Alles kurz aufkochen, dann Hitze zurückschalten und bei geschlossenem Deckel leicht köcheln, bis die Äpfel weich sind. Die Kochzeit richtet sich nach der Apfelsorte, einige Sorten
- sind nach 10 Minuten gar, andere brauchen länger.
- Ingwerstück entfernen und die Apfelstücke pürieren. Zitronensaft zugeben und gegebenenfalls mit Zucker abschmecken.
- Abkühlen lassen und genießen.
40 Jahre??? Barbara, warum weilst Du so selten in der Heimat und streichst mal etwas durch unsere Obstanger? Auch ein Erlebnis: Aus den Ergebnissen eines Erntesamstages jetzt 150 Liter eigenen! Apfelsaft zu haben.
Lieber Thomas,
da hast du Recht – leider war ich bis jezt immer zur falschen Zeit in meiner alten Heimat. Sollte ich ändern.
Lass dir den Saft schmecken!!