In meinen Küchenvorsätzen 2012 habe ich es versprochen, heute will ich es einlösen – endlich gibt es wieder eine Filmbesprechung mit dazugehörigem Menüverschlag, diesmal für einen Brunch. Mit Filmen ist es ja so wie mit bestimmten Gerichten – es gibt Lieblinge, die man immer wieder genießen kann und andere, man nicht um alles in der Welt ein zweites Mal braucht. Und wie beim Essen gibt es auch bei Filmen den TOPF HEIMAT. Jeder kann eine Hand voll Streifen nennen, die Erinnerungen wachrufen, Schauspieler, die emotional berühren, Geschichten, die ins Herz treffen. Einer der Filme in meinem Topf ist Frühstück bei Tiffany.
DER FILM
Die Straßen sind leer, New York liegt noch im Schlaf. Mit einem Teigteilchen und einem Kaffee „to go“ schlendert eine junge Frau im eleganten Abendkleid über den Gehsteig. Vor dem Schaufenster von Tiffany, dem berühmtesten Juwelier der Stadt, bleibt sie stehen und betrachtet mit einer Mischung aus Selbstvergessenheit, Müdigkeit und Interesse die Auslage. Ihre Silhouette spiegelt sich im Schaufensterglas, verschmilzt mit den sündhaft teuren Schmuckstücken und verweist auf das, was ihr Leben ausmacht. Auch sie ist ein Schmuckstück, auch sie ist käuflich.
In wenigen Bildern setzt der Regisseur Blake Edwards schon am Anfang den Ton des gesamten Films. Die extrovertierte Schönheit Holly Golightly (Audrey Hephurn) lebt, als ob es kein Morgen gäbe: exzessive Partys, durchzechte Nächte, und zahlreiche Männer, von den sie sich aushalten lässt – das ist ihre Welt. Auch der mitttellose Schriftsteller Paul Varjak (George Peppard), der in das Apartment über ihr einzieht, hat eine reiche Gönnerin, die ihn finanziert und dafür Liebesdienste einfordert. Holly schließt Freundschaft mit Paul, aber sie hält ihn emotional auf Distanz. Denn ihr ganzes Ziel ist es, sich einen reichen Ehemann zu angeln. Der Plan scheint aufzugehen, als ihr ein brasilianischer Großgrundbesitzer tatsächlich einen Heiratsantrag macht. Holly plant eine Zukunft im Luxus, da steht als plötzlich ihr Ex-Ehemann steht vor der Tür und will sie zurück in die heimatliche Provinz holen. Diese Begegnung zeigt Holly in einem anderen Licht. Unter der Maske des verwöhnten Societygirls steckt eine tief verunsicherte, verletzbare Frau. Paul verliebt sich in diese Holly und auch sie erkennt, dass sie viel mehr mit ihm verbindet als nur Freundschaft. Äußeres Zeichen dieses inneren Wandlungsprozesses ist ein billiger Blechring, den die beiden bei eben jenem berühmten Juwelier Tiffany gravieren lassen. Das Glück hält jedoch nicht lange. Als Holly vom Tod ihres Bruders erfährt, bricht sie unter ihren vermeindlichen Schuld zusammen und beendet die Beziehung mit Paul abrupt. Die Ereignisse eskalieren, Hollys Leben gerät vollkommen aus den Fugen …
DIE THEMEN
Frühstück bei Tiffany zählt zu den Klassikern des Hollywoodkinos der 60er Jahre. Denn die Themen, die der Film anschneidet, sind auch heute aktuell. Läßt sich Glück kaufen? Ist die Liebe eine Ware? Sind Beziehungen verhandelbar? Diese Fragen haben in Anbetracht der unzähligen It-Girls, die die Klatschzeiten der Yellow Press füllen, nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Zwar weicht der Film die Radikalität der Figurenzeichnung aus der gleichnamigen Vorlage von Truman Capote auf, aber durch die grandiose darstellerische Leistung von Audry Hepburn rutscht er nie wirklich in den Kitsch ab. Hepburn spielt Holly mit einer einzigartigen Präsenz, einer Mischung aus Dreistigkeit, Eleganz, Naivität und Zerbrechlichkeit. In vielen Nuancen, Gesten und Blicken zeigt sie, dass hinter dem eleganten Glamourgirl, das einer Feier zur anderen taumelt, eine einsame Seele steckt.
Diese Einsamkeit spiegelt sich auch in Holly Lebenssituation wieder. Außer ihrer namenlosen Katze wartet niemand auf sie, wenn sie nach einer durchzechten Nacht nach Hause kommt. Der Kühlschrank ist leer, der Tisch bleibt ungedeckt. So ist es nur konsequent, dass Essen, eine der wichtigsten Methaphern für Gemeinschaft, keine Rolle in Früchstück bei Tiffany spielt. Holly ernährt sich von Fast Food, Häppchen und Drinks. Ihr einziger Anflug ins Kulinarische endet im Desaster – beim Versuch, etwas zu kochen, explodiert der Schnellkochtopf.
FAZIT
Messerscharfe Dialoge, großartige Schauspieler und eine kompetente Regie machen Frühstück bei Tiffany auch ein halbes Jahrhundert nach seiner Produktion absolut sehenswert. Und natürlich die grandiosen Kleider, die Audrey Hepburn mit so viel Elegnaz trägt, dass sie mit diesem Film zur zeitlosen Stilikone wurde. Wer klassische Filmsongs mag, kommt ebenfalls auf seine Kosten: Hery Mancinis berühmtes „Moon River“ bleibt nach dem Ende des Films garantiert einige Zeit im Ohr.
DAS MENU
Weil zu einem Klassiker des Kino klassische Rezepte am besten passen, habe ich drei New Yorker Gerichte herausgesucht, die jeder kennt:
Bagels mit Frischkäse und Räucherlachs
Die drei Gerichte ergeben einen leckeren Brunch, aber auch einzeln sind sie eine gute Begleitung zum Film.
FILMCREDITS
Frühstück bei Tiffany, (Breakfast at Tiffany’s) USA 1961, 110 Minuten, FSK 16 (geschnittene Version FSK 12), Regie: Blake Edwards, Buch: Truman Capote, George Axelrod, Kamera: Franz Planer, Musik: Henry Mancini, Schnitt: Howard A. Smith, Darsteller: Audry Hepburn, George Peppard, Mickey Rooney u.a. Verleih: Paramount Home Entertainment
Hier noch ein Hinweis: Die Filmbesprechungen samt Menüvorschlag sind ausschließlich für den privaten, nicht kommerziellen Gebrauch gedacht. Bitte beachten Sie die Copyright-Gesetze und die gesetzlichen Richtlinien für die Nutzung von DVDs im privaten und öffentlichen Bereich in Ihrem Land. EIN TOPF HEIMAT übernimmt keine Haftung für Zuwiderhandlungen.
Schreibe einen Kommentar