Kopje Koffie mit Madeleines

Ich hatte es ja schon gesagt – ich bin keine leidenschaftliche Bäckerin. Doch nachdem die warmen Pfirsichtörtchen so gut gelungen waren, wagte ich mich noch einmal in die Welt der süßen Teile vor und backte Madeleines. Und das nicht ohne Grund. Seit wir in unserem neuen Haus in Wassenaar wohnen, gibt sich die Nachbarschaft  bei uns die Klinke in die Hand.

Holländische Sitte

In den letzten kamen alle unmittelbaren Mitbewohner unserer Straße, ob Einheimische oder Ausländer wie wir, stellten sich vor, brachten Blumen, Wein oder einen Kuchen vorbei und boten ihre Hilfe an. Eine vorbildliches Beispiel des alten holländischen Sprichwortes: Ein guter Nachbar ist mehr wert, als ein entfernter Verwandter. Der verträgliche und rücksichtsvolle Umgang miteinander ist auch nötig, wenn man wie wir in der Randstadt mit ihren 12 Millionen Einwohnern sehr dicht aufeinander sitzt.

Was tut man also als gute Neu-Bürgerin der Straße? Man lädt die freundlichen Nachbarn nach holländischer Sitte zu einem „kopje koffie“ ein. Die Bewohner meines Gastlandes sind Meister im Kaffeetrinken. Zu jeder Tages- und auch Nachtzeit wird das aromatische Getränk goutiert und zwar in rauen Mengen. Normalerweise bekommt man dazu einen (!) Keks gereicht. Derart ausgerüstet, schiebt man eine kurze Arbeitspause ein oder einen Plausch mit der Nachbarin und schafft sich damit Momente der Entspannung. Nachdem ich ja schon einige Jahre in den Niederlanden lebe, kenne ich dieses Ritual recht gut und finde es einerseits sehr praktisch. Mann weiß genau, dass die Gäste nicht länger bleiben als eine Stunde und auch nichts Besonderes erwarten. Auf der anderen Seite widerstrebt es mir als in einer sehr gastfreien Familie aufgewachsenem süddeutschem Menschen, das kulinarische Angebot auf einen (meist gekauften) Keks zu beschränken. Also beschloss ich kurzerhand, meine Madeleines-Form zu aktivieren.

steinbauer-groetsch©2010

Madeleines – Lob von Marcel Proust

Die Legende sagt, dass der Name des Gebäcks auf eine junge Bäuerin zurückgeht, die die Küchlein in Commency backte und damit den damaligen Herrscher so erfreute, dass er es nach ihr benannte. Auch Marcel Proust lobte die „kleinen gebackenen Muscheln, die unter ihren strengen und frommen Falten so üppig und sinnlich sind.“ Was den großen französischen Dichter entzückte, das konnte für meine neuen Nachbarn nicht verkehrt sein, dachte ich und machte mich also an die Arbeit. Da die Zutaten, Mehl, Butter, Eier, Zucker und Zitrone überschaubar und fast immer und überall im Haus sind, eignen sich Madeleines vorzüglich als Waffe gegen Überraschungsbesuche. In eine halben Stunde ist der Teig gerührt und die erste Ladung gebacken. Besonders frisch schmecken sie ausgezeichnet. Damit die Madeleines ihre originales Muschelaussehen erhalten, ist eine spezielle Backform nötig, die es in gut sortierten Küchengeschäften gibt. Wichtig ist es, die einzelnen Mulden sehr großzügig einzufetten, denn sonst löst sich das Gebäck nach dem Backen nicht richtig aus der Form.

steinbauer-groetsch©2010

Das Rezept für meine Madeleines habe ich aus dem großen La Rousse, allerdings nehme ich 50 g weniger Zucker, denn ich mag sie nicht so süß.

Madeleines

Vorbereitungszeit 15 Minuten
Zubereitungszeit 10 Minuten
Gesamtzeit 25 Minuten
Gericht Gebäck
Küche Frankreich
Portionen 0

Zutaten
  

  • 150 g Butter
  • 150 g Zucker
  • 6 Eier
  • 200 g Mehl
  • 1 TL Backpulver
  • Saft 1 Zitrone oder
  • 1,5 TL Orangenblütenwasser

Anleitungen
 

  • Ofen auf 220 °C vorheizen.
  • Zimmerwarme Butter in der Küchenmaschine oder per Hand verrühren, den Zucker zugeben und alles zu einer geschmeidigen Masse verarbeiten.
  • Die Eier aufschlagen und nacheinander dazugeben. Solange rühren, bis sie sich mit der Butter-Zuckermasse verbunden haben.
  • Mehl und Backpulver über den Teig sieben und Orangenblütenwasser oder Zitronensaft dazugeben.
  • Die Madelaines-Form gut ausfetten und den Teig in die Mulden geben. Mulden nicht zu stark befüllen, da das Gebäck im Ofen aufgeht.
  • Bei 220 °C Ober/Unterhitze zirka 10-12 Minuten backen.
  • Madelaines direkt aus der Form lösen und auf einem Gitter abkühlen lassen.

Notizen

In einer Dose halten sich die kleinen Teile 2-3 Tage, am besten schmecken sie jedoch frisch.
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4 Kommentare
  1. Die Madelaines kommen einfach überall gut an, nicht nur bei der Kaffeejause. Wir machen sie noch zusätzlich gefüllt mit Schokolade und die
    sind für große und kleine Kinder auch eine tolle Nachspeise.
    Viele Grüße und Frohe Ostern, Gabi

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