Wenn ich verreise und es am Ort meiner Wünsche Wein gibt, dann koste ich gerne die lokalen Tropfen und nehme zum Andenken auch mal ein Fläschchen mit, falls es Umstände und Transport erlauben.
Da ich keine ausgewiesene Weinexpertin bin, finde ich es immer wieder überraschend, wo auf der Welt überall Wein angebaut wird. Zum Beispiel war mir bis zu einer Reise durch Westkanada im 5-Wheeler nicht klar, dass in diesem Land Winzer gibt. Ein Stop-Over am Okanangan See in British Columbia wurde zum echten Aha-Erlebnis.
Das klimatisch begünstigte Tal bezeichnen die Einheimischen als das Tessin Kanadas, es liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Rüdesheim. Im Okanangan Valley wachsen Äpfel, Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen und an den sonnigen Steilhängen um den See auch Weintrauben. Rund 200 Weinkeller gibt es, angebaut werden Riesling, Chardonnay, Schwarzriesling und Merlot. Leider fand nur eine Flasche vom Winzergut Quail’s Gate Platz im Koffer, dafür tranken wir vor Ort das ein oder andere Gläschen mehr, ich kann versichern, der kanadische Wein schmeckt.
Rebsaft von Bali
Ähnlich überrascht war ich letztes Jahr auf Bali, als ich eine Flasche Wein aus lokaler Produktion auf der Speisekarte unseres Gästehauses fand: Aga White aus Belgia Trauben, die in Nord-Bali wachsen und in Sanur, im Süden der Insel, gekeltert werden. Aga bedeutet auf balinesisch soviel wie authentisch, fand ich später auf der Webseites des Produzenten Hatten Wine heraus und dieses Prädikat steht dem Wein gut zu. Mitnehmen konnte ich leider keine Flasche, weil mein Koffer zu diesem Zeitpunkt schon zum Bersten voll war, aber den Geschmack der feinen Zitrus-Noten in der lauen balinesischen Nacht habe ich noch heute im Mund.
Wein aus den Niederlanden
Kanada, Bali – welches Anbaugebiet könnte noch exotischer sein in dieser Reihe? Meine Wahlheimat Niederlande natürlich. Wein aus Nederland? Geht das überhaupt? Und wenn ja schmeckt der? Diesen Fragen ging ich kürzlich endlich auf den Grund. Anlass war das Geburtstagsessen für meine Freundin Hilde, das unter dem Motto „Lekker Nederland“ stand. Da sollten natürlich so weit wie möglich alle wichtigen Zutaten aus der Region kommen. Ich hatte von einer Reise nach Zeeland aus Neugierde im letzten Jahr Weißwein mitgenommen, eine Flasche 2013 Schouwen-Druiveland Rivaner vom Weingut Kleine Schorre im Dörfchen Dreischor. Auf lehmigen Boden, der durch die vielen Muschelschalen sehr kalkhaltig ist, baut Johan van de Velde dort seit 2001 Wein an, 5 Meter unter dem Meeresspiegel wohlgemerkt. Circa 200 Winzer gibt es insgesamt, aber nur ein Bruchteil betreibt den Weinanbau professionell wie van de Velde. Bewusst hat er die Trauben Pinot Gris, Pinot Blanc, Rivaner und Auxerrois ausgewählt, die für ihn perfekt zu den „Zeeuwse Zilte Zaligheden“ passen. Das sind die salzigen Köstlichkeiten aus Zeeland: Hummer, Austern, Muscheln, Fisch und Meeresgemüse. 10 ha umfasst sein Anbaugebiet mittlerweile, damit gehört De kleine Schorre zu den größten „Weinbergen“ in den Niederlanden, oder sollte ich lieber sagen Weinfeldern.
Vergessener Schatz
Wie dem auch sei, das Fläschchen war nach dem Erwerb in Vergessenheit geraten und lagerte seither auf seinen Einsatz wartend im Regal. Die Feier war die perfekte Gelegenheit, um es endlich zu öffnen. Und ich hatte die auch perfekte Verwendung dafür. Als Hauptzutat für die niederländische Interpretation meiner heimischen fränkischen Mostsuppe kam es zum Einsatz. Statt Frankenwein landete der Rivaner aus Zeeland im Topf, dazu als Einlage frischer Queller und Nordseekrabben: eben die Zilte Zaligheden. Den Rest der Flasche servierte ich der Gästeschar zur Suppe. Auf den Gesichtern der anfänglich skeptisch dreinblickenden Esser, wohlgemerkt alles Holländer, machte sich freudiges Erstaunen breit, nach dem zweiten, dritten Schluck. Keiner von ihnen hatte zuvor den heimischen Wein verkostet und alle waren verblüfft, dass der Tropfen aus ihrer Heimat wirklich schmeckte – frisch, leicht und fruchtig mit Noten von Lychi, Pfirsich und Birne. Und so kam ein vergessenes Souvenir an diesem Abend zu seinem glanzvollen Einsatz, der sicher, also ganz sicher wiederholt wird. Meine Neugierde ist jedenfalls geweckt auf mehr Wein aus den Niederlanden.
Blogevent „Souvenirs in der Küche“
Liebe Dorothee, dieser Post reiht sich ein in deinen Blogevent „Souvenirs in der Küche“ auf Bushcooks Kitchen. Ein tolles Thema! Ich glaube, jeder der gern isst und reist, der hat seine eigene Souvenir-Geschichte zu erzählen. Mir hats auf jeden Fall viel Spaß gemacht. Und hier kommt das Rezept meiner Mostsuppe à la Nederland.
Mostsuppe à la Nederland
Zutaten
- 1 Zwiebel
- 1 kleine Karotte
- 200 g Sahne
- 1/2 l Rivaner aus Zeeland
- 1/2 l Gemüsebrühe
- 40 g Butter
- 2 EL Mehl
- Salz
- Pfeffer
- 1 Prise Muskatabrieb
- 1 TL Zucker
- 2 EL Pfeilwurzpulver
- 50 g Queller
- 100 g Nordseekrabben gekocht und geschält
- 6 Scheiben dünne Ciabatta
- 1 EL Olivenöl
Anleitungen
- 1 EL Olivenöl in eine Pfanne geben und die Ciabatta-Scheiben auf beiden Seiten bei mittlerer Hitze goldbraun rösten. Aus der Pfanne nehmen und auf Küchenpapier abkühlen lassen.
- Zwiebel und Karotte schälen und fein würfeln.
- In einem ausreichend großem Topf die Butter zerlassen und das Gemüse darin andünsten.
- Mehl darüber stäuben und die Masse kurz anschwitzen.
- Wein und Gemüsebrühe zugießen und die Flüssigkeit 15 Minuten köcheln lassen.
- Nach dem Ende der Kochzeit durch ein Haarsieb in einen zweiten Topf gießen.
- Die Sahne hinzufügen.
- Das Pfeilwurzpulver mit 2 EL kaltem Wasser auflösen und in die Suppe geben. Unter ständigem Rühren zum Kochen bringen und kurz aufkochen lassen, bis die Suppe leicht sämig ist.
- Suppe mit Zucker, Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.
- Suppe auf sechs Teller verteilen. In die Mitte jeden Tellers jeweils eine Portion Queller und eine Portion Nordseekrabben geben.
- Mit dem gerösteten Ciabatta-Brot servieren.
Liebe Barbara,
eine schöne Geschichte und besonders der balinesische Wein hätte mich sehr interessiert. Ein paar Exoten habe ich in meinem Leben auch schon probiert, wie einen äthiopischen Messwein und ägyptischen Wein. Beide leider nicht besonders fein :-). Ich freue mich sehr, dass Du dabei bist.
Gerne Dorothee.