Wie lebte Audrey Hepburn, wenn sie nicht am Filmset stand? Was kam bei der Leinwandikone auf den Tisch? Und warum hatte die zierliche Schauspielerin eine Passion für Schokolade? All diese Fragen beantwortet Hepburns Sohn Luca Dotti in dem Buch Zuhause bei Audrey – Die Lieblingsgerichte meiner Mutter, mit dem er uns Einblick gewährt in das Leben der privaten Audrey Hepburn.
Zuhause bei Audrey – die Schauspielerin privat
Ich lese Kochbücher eigentlich nie von der ersten bis zur letzten Seite, aber Zuhause bei Audrey konnte ich nicht aus der Hand legen. Das hat gleich mehrere Gründe. Der wichtigste ist, das es kein klassisches Kochbuch ist, sondern eine kulinarische Biografie, erzählt durch die Augen ihres Sohnes Luca. Fast hat man den Eindruck, er hat versucht, nicht nur für den Leser, sondern auch für sich die Person jenseits ihrer ikonografischen Filmrollen fassbar und erinnerbar zu machen. Unzählige Fotos aus dem Privatalbum der Familie illustrieren den Lebensweg des Stars, durchgestylte Foodfotos der Gerichte sucht man hingegen vergebens. Dieser Verzicht ist sicher bewusst gewählt und tut dem Buch keine Sekunde lang Abbruch.
Krieg und Hungerjahre
Essen, so wird in Zuhause bei Audrey deutlich, hatte für die Schauspielerin keine ästhetische oder dekorative oder repräsentative Funktion, sondern eine ganz essenzielle – den Hunger zu befriedigen. Denn Audrey Hepburn wusste, was es bedeutete, hungern zu müssen. Als Kind einer holländischen Adeligen und eines englischen Vaters wuchs sie während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden unter großen Entbehrungen auf. Der Schreckenswinter 1944/45 und die mutwillige Verknappung der Nahrungsmittel durch die nationalsozialistischen Besatzer kostete Tausenden von Niederländern das Leben. Auch Audrey entkam dem Tod nur knapp. Bei der Befreiung wog die 16-jährige bei 168 cm Größe nur noch 40 Kilo, sie war geschwächt und litt an Asthma, Gelbsucht und einem lebensgefährlichen Ödem.
Seelentröster Schokolade
Diese Erfahrung hat die Schauspielerin geprägt. Essen gab es laut Schilderung von Sohn Luca immer und reichlich. Zudem hatte die Mutter, was man bei der Figur gar nicht glauben kann, eine Schwäche für Schokolade. Sie half ihr, wie sie sagte „die Traurigkeit zu vertreiben“ und der Geschmack erinnerte sie sicher auch an den Tag der Befreiung, an dem ihr ein kanadischer Soldat einige Schokoriegel schenkte.
Soulfood für die Familie
Audrey Hepburn genoss es, selbst am Herd zu stehen. So bekochte sie in ihrem Chalet in Gstaad einmal ihren Freund, den Modemacher Valentino. Weil im Berner Oberland nicht genug Basilikum für das Pesto aufzutreiben war, streckte Audrey dieses kurzerhand mit Petersilie. Offensichtlich nicht zum geschmacklichen Nachteil. Das Pestorezept ist typisch für die Essgewohnheiten im Hause Hepburn. Viele Gerichte sind unkompliziert – Schnitzel, Ofenkartoffeln mit Lachs oder holländischer Hutspot – heute würde das unter dem Begriff Soulfood laufen. Es finden sich auch italienisch angehauchte Rezepte, denn Audrey war in zweiter Ehe mit dem Psychiater Andrea Dotti verheiratet und lebte einige Jahre in Rom. Sie liebte Pasta über alles und nahm sogar ein Köfferchen mit Spaghetti mit auf Reisen. Und man mag es kaum glauben – die gefeierte Diva aß privat öfter Nudeln mit Ketchup – laut Sohn Luca mit großem Vergnügen.
Die private Audrey Hepburn
Nach der Lektüre von Zuhause bei Audrey hatte ich tatsächlich das Gefühl, die Hollywood-Ikone näher kennengelernt zu haben, selbst wenn die Erzählungen natürlich durch den Blick ihres Sohnes gefiltert sind. Ich glaube, es gibt wenig Hollywoodgrößen des 20. Jahrhunderts, bei denen der Gegensatz zwischen privater und öffentlicher Person so groß war, wie bei Audrey Hepburn, bis zu dem Zeitpunkt, ab dem sie sich als UNICEF Sonderbotschafterin für Kinder in aller Welt einsetzte. Diese Arbeit war ihrer Ansicht nach die einzige wirklich wichtige Rolle, in ihr ging sie auf. Und so bildet den Abschluss des Buches auch kein Genussrezept, sondern eines, das Leben rettet, die WHO Trinklösung: 8 TL Zucker, 1/2 TL Salz und 1 Liter Wasser.
Mein Fazit
Zuhause bei Audrey ist ein Muss für alle Fans der großen Schauspielerin und Humanistin. Nicht unbedingt wegen der Rezepte, sondern wegen des Gefühls, für die Zeit der Lektüre mit ihr am Tisch sitzen zu dürfen. Ich finde Sohn Luca Dotti hätte seiner Mutter kein schöneres Denkmal setzen können!
Hier gibst eines der Lieblingsrezepte von Audrey Hepburn – der Schokoladenkuchen aus Zuhause bei Audrey.
Die Ausstellung „To Audrey with Love“ in Den Haag zeigt noch bis 27. März die Filmroben, die Hubert de Givenchy für Audrey Hepburn schneiderte.
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