Der Reiseführer hatte mich gewarnt: Ich solle die Speisekarte auf gar keinen Fall von rechts nach links lesen stand da unter der Rubrik Essen und Trinken, sonst ginge ich aufgrund des Schocks hungrig vom Tisch oder würde mich nur an der Würstchenbude ernähren.
Zimtschnecken und Frokost
Auch aufs Umrechnen von dänischen Kronen in Euro für Bier und Hering, Zimtschnecken und Frokost solle ich verzichten, um mir meine Urlaubslaune in der zweifelsfrei sehr entspannten dänischen Metropole Kopenhagen zu erhalten. Ich hatte die besten Vorsätze, mich an den Rat zu halten, aber schon am zweiten Tag holte mich die Realität ein, allerdings erst nachdem ich die Bestellung fürs Bier aufgegeben hatte: 0.33 ml für stolze 8 Euro. Nach einem Glas Wein wagte ich gar nicht mehr zu fragen.
Glückliches Volk
Dass die Dänen laut Umfrage das glücklichste Volk sind, das kann auf keinen Fall an den landesüblichen Preisen für Speisen und Getränke liegen. Zum einen schlagen da 25% Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel ganz schön zu Buche, zum anderen müssen die Restaurantbesitzer im Zentrum astronomische Mieten berappen. Wie die Einheimischen das stemmen, ist mir nach wie vor ein großes Rätsel, das selbst meine dänische Freundin Annemarie nicht ausreichend aufklären konnte. Zum Beispiel ein zugegebenermaßen leckerer aber kochtechnisch nicht sehr arbeitsaufwändiger Mittagstisch, der sogenannte Frokost-Teller: einmal Weißbrot belegt mit hausgebeiztem Lachs, einmal Roggenrot mit Paté und Bacon, zweimal 0,25 ml Sprudel. 35 Euros stand da am Ende auf der Rechnung. Puh!
Dafür gab’s im Hotel Kaffee und Tee gratis rund um die Uhr. Und in der durchgestylten Bio-Bäckereifiliale emmerys um die Ecke warteten köstliche Zimtschnecken (die echten!), Körnerbrote und Kaffee zum erschwinglichen Preis.
Besuch bei der Meerjungfrau
Mit der Copenhagen Card konnten wir (1 Kind, 1 Erwachsener) für 75 Euro drei Tage sämtliche Verkehrsmittel benutzen, eine Bootsrundfahrt machen und viele Museen umsonst besuchen. Ganz und gar gratis ist der Besuch der kleinen Meerjungfrau, die da melancholisch auf ihrem Felsen an der Uferpromenade Langelinie sitzt und aufs Meer hinaus blickt.
Natürlich hatten wir Hans Christian Andersens Märchen gelesen, das viel mehr ist als nur eine anrührende Geschichte. Denn im Grunde geht es ja um die existenziellen menschlichen Fragen: Ist es klug, im Namen der Leidenschaft eine andere werden zu wollen als man ist? Lohnt sich die Verstümmelung des Körpers im Namen der Liebe? Und wohnt in der Selbstverleugnung nicht schon das Scheitern inne? Starker Tobak, der das touristische Treiben um die Bronzestatue am Wasser ziemlich prosaisch anmuteten lies. Und angesichts dessen auch die monetären Besonderheiten der Kopenhagener Kulinarik ihren Schrecken verloren. Das war die eigentliche Erkenntnis dieser Reise: geistige Nahrung ist in manchen Situationen viel sättigender als ein voller Teller Speis.
….einen sehr schönen Blog haben Sie da. Er ist von einer guten Seele belebt, mit Liebe gemacht und strömt kleine Stücken Welt ins eigene Heim, so dass es wirklich entspannend und fröhlich zu lesen ist – auch wenn man gar nicht nach einem Rezept sucht. Alles Gute Ihnen!