Japan liegt weit entfernt von Europa? Stimmt nicht. Japan liegt auch in Amsterdam. Willst du die japanische Seite der Stadt entdecken? Schlafen, essen, shoppen und Kultur erleben wie im Land der aufgehenden Sonne? Dann komm mit auf diesen Amsterdamer Stadtspaziergang, auf dem du alles findest, was ein Japanfan-Herz höher schlagen lässt.
Der Japan-Trend hat auch die Grachtenstadt erfasst. Neu ist er hier allerdings nicht. Schon im 17. Jahrhundert pflegten die Niederlande und Japan enge Beziehungen. Damals besaßen die Holländer nämlich das alleinige Recht in Europa, mit Japan Handel zu treiben, und zwar über eine Niederlassung auf der Insel Dejima in der Bucht vor Nagasaki. Diese Handelsbeziehungen bestehen auch heute noch intensiv. So haben im Großraum Amsterdam circa 350 japanische Firmen einen Sitz. In der Stadt lebt deshalb eine der größten japanischen Gemeinschaften in Europa.
Aber nicht nur Geschäfte machen die Amsterdamer mit Japan, auch der kulturelle Austausch ist seit langem rege. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts schwappte eine Welle der Japan-Begeisterung über die Kultureliten Europas und damit auch über Amsterdam hinweg. Künstler und Intellektuelle der Stadt veranstalteten Japan-Abende, japanische Holzschnitte wurden ausgestellt.
Vielleicht wurde damals auch japanisch gekocht. Heute kannst du dich in jedem Fall querbeet durch diese Landes-Küche futtern. Über hundert Restaurants listet die Plattform iens.nl für Amsterdam auf, von Sushi über Teppanyaki, Ramen und Pfannkuchen gibt es fast alle erdenklichen Varianten. Da kein Mensch es schafft, sich durch diese Vielfalt essen, ist meine Auswahl vollkommen subjektiv, aber dafür persönlich getestet und für gut befunden.
So, bist du bereit zu einem Spaziergang durch das japanische Amsterdam? Hier sind meine Tipps Kultur, Essen, Schlafen und Shoppen auf japanisch!
Kultur: Japan im Rijksmuseum
Das Rijksmuseum ist ein absolutes „must“ jeder Amsterdam-Reise. Neben den Highlights wie Rembrandts Nachtwache und vielen anderen berühmten alten Meistern verfügt das Museum aber auch über eine umfangreiche Kollektion japanischer Keramik, Holzschnitte und anderer Kunstobjekte. Drei neue Ausstellungen beschäftigen sich mit dem asiatischen Land. Und alle drei versprechen spannende Einsichten.
Breitner: Das Mädchen im Kimono
Zum ersten Mal sind im Rijksmuseum alle Versionen des Mädchens im Kimono zu sehen. Geschaffen hat die berühmte Serie der niederländische Maler George Hendrik Breitner, der zu den Vertretern des Amsterdamer Impressionismus gehört. Unter seinem Blick verwandelte sich das Modell Geesje Kwak, eine 16-jährige Kahnführer-Tochter aus Zaandam, in eine der berühmtesten Ikonen des Japonismus. Breitner wurde während eines Paris-Aufenthalts vom Japan-Fieber angesteckt und schuf darauf hin seine Kimono-Bilder in den Jahren 1893 bis 1896. Sie zeigen auf wunderbare Weise, dass die Begeisterung für das Land der aufgehenden Sonne keineswegs ein Phänomen unserer Zeit ist.
Die Breitner-Ausstellung ist noch bis zum 22. Mai 2016 geöffnet. Zu sehen sind 20 Gemälde, 15 Zeichnungen und 15 Fotografien. Jeden Samstag und Sonntag gibt es englischsprachige Führungen.
Arita Porzellan von heute
In Kürze öffnet eine weitere Ausstellung zum Themenkreis Japan ihre Pforten im Rijksmuseum: Arita Porzellan von heute. Das niederländische Designerduo Scholten & Baijings und der japanische Designer Teruhiro Yanagihara entwickelten mit insgesamt 16 internationalen Kreativen und zehn Porzellanfirmen zeitgemäßes Porzellan auf Basis des berühmten Arita-Porzellans. Gleichzeitig kann man im Asien-Pavillion des Museums eine Ausstellung von Kakiemon-Porzellan besuchen.
Arita Porzellan von heute: 22.04.2016 bis 09.10.2016
Japan modern. Sammlung Elise Wessels
Den Spannungsbogen zwischen Fortschritt und Tradition, in dem sich Japan in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederfand, zeigen die Drucke aus der Sammlung von Elise Wessels, die vom 24.06. 2016 bis 11.09.2016 im Rijksmuseum zugänglich sind.
Ein Tipp für den Besuch im Rijksmuseum habe ich noch! Karten unbedingt online kaufen, das erspart lästige Wartezeit. Mit der IamAmsterdam Besucher-Karte bekommst du 2,50 Ermäßigung auf die Eintrittskarte, viele andere Museen sind damit kostenlos.
Japanische Drucke
Die gesamte Kollektion von Elise Wessels kannst du in ihrer Nihon no hanga Sammlung sehen. Über 2000 Holzschnitte hat die Sammlerin im Lauf der letzten 25 Jahre zusammen getragen, der Großteil aus dem 20. Jahrhundert.
1017 EN Amsterdam
Tel. +31 (0) 20 330 7456
Freitag bis Sonntag 12:00 – 16:00 Uhr
Essen: Sterne-Sushi, rustikale Pfannkuchen und Temaki
Genug Kultur – es wird Zeit, essen zu gehen. Japanisch natürlich. Die japanische Küche breitet sich fast krakenhaft über alle Metropolen Europas aus und da macht Amsterdam keine Ausnahme. Wer aber schon mal ein authentisches Sushi oder Sashimi gegessen hat, der wendet sich von der Vielzahl der Fast-Food Angebote mit Grauen ab. Die gute Nachricht – in Amsterdam bekommt man Sushi, die dem Original in Japan sehr, sehr nahe stehen.
Kaiseki Küche
Ich empfehle das Restaurant Yamazato im Hotel Okura. Kein billiges Vergnügen, aber dafür absolut authentisch. Von der Einrichtung über das Geschirr und der Bekleidung des Servicepersonals richtet sich in dem sternegekrönten Restaurant alles streng nach dem klassischen Kaiseki-Konzept, bei dem Farben und Formen saisonal wechseln und von großer Symbolkraft sind.
Der saisonale Lunch liegt mit 5 Gängen bei 50,00 Euro ohne Getränke. Darin enthalten sind auch Nigiri Sushi. Ich habe dort mit meinen Freundinnen den Gewinn des Foodblog-Contests der Frankfurter Buchmesse gefeiert. Ein absolutes Highlight war das kulinarisch und auch sonst.
Es gibt mittags auch eine Bento Box für 40,00 Euro. Sie enthält „Hassun“, japanische Leckereien, Sashimi, Shrimps-, Fisch- und Gemüse-Tempura sowie gebratenes Rindfleisch Shiizakana. Serviert wird die Box mit japanischem Reis, Miso-Suppe und Dessert.
Ferdinand Bolstraat 333
1072 LH Amsterdam
Okonomiyaki – Pannkuchen-Welt
Musst du auf den Geldbeutel achten, dann gibt es durchaus akzeptable Alternativen, zum Beispiel das Restaurant Japanese Pancake Word. Es liegt in einer bescheidenen kleinen Straße im Jordaan und wartet dort mit einer großen Auswahl an Okonomiyaki Pfannkuchen auf. Das sind herzhafte Teigfladen mit verschiedenen Toppings. Okonomiyaki heißt frei übersetzt „Kochen nach Gusto“. Mann kann also vieles drauf packen auf diese Pfannkuchen, die auf dem Teppanyaki zubereitet werden. Im Restaurant werden drei Grundvarianten angeboten, Osaka-Style, Hiroshima-Style und Negi-Yaki. Innerhalb dieser drei Varianten gibt’s dann unterschiedliche Beläge.
Bei der Zubereitung deines Okonomiyaki kannst du live zusehen. Die Prozedur dauert etwas, der Geschmack entschädigt aber für die Wartezeit. Mein Osaka-Style Pfannkuchen bestand aus einer dünnen Lage Teig, auf die der Pfannkuchenbäcker kunstvoll ein Gebirge aus Kohl und Sprossen häufte und das dann mit einer speziellen Metallplatte platt drückte. Am Ende war der Pfannkuchen auf Zweifinger-Dicke geschrumpft.
Serviert wurde er mir mit Bonito-Flocken und Mayonaise. Satt und zufrieden rollte ich aus dem kleinen Restaurant. Die Location ist populär, abends besser reservieren!
Temaki und Sushi in den Foodhallen
Die Foodhallen in Amsterdam Oude-West sind im Augenblick „the place to be“. Dieser Stadtteil mauserte sich innerhalb eines Jahres zum In-Viertel, um die Foodhallen ist ein regelrechter Hype entstanden. Ich war kurz nach der Eröffnung Anfang 2015 da und nicht so begeistert, weil damals noch jede Menge Plastikmüll produziert wurde. Das wendet sich jetzt glücklicherweise zum Besseren. Ab 12:00 Uhr kannst du dich in dem ehemaligen Straßenbahndepot an den unterschiedlichsten Ständen durch die Welt essen.
Gleich beim Eingang links ist der Stand von Meneer Temaki, wo das japanische Street Food Temaki gerollt wird. Das sind kleine konische Tütchen aus Nori, in die Reis andere Beilagen gefüllt werden. Sehr zu empfehlen ist das Temaki mit geräucherter Makrele, Mayonnaise, knusprigem Lachs, Abi Sauce und Schnittlauch für 5,40 Euro pro Stück.
Glutenfreie und biologische Sushi gibt es auch und zwar auf der rechten Seite etwas weiter hinten bei Healthy Sushi.
Abends und an den Wochenenden ist es sehr voll und laut in den Foodhallen.
Hotels – Schlafen wie in Japan
In Amsterdam-West finden sich jede Menge Hotels. Das Japanfeeling erlebst du am ehesten im City Hub, das nur einen Steinwurf entfernt von den Foodhallen liegt. Angelehnt an die Schlafboxen japanischer Großstädte gibt’s im ersten Hotel dieser Art in Amsterdam wenig Platz für ein gemäßigtes Budget.
Ab 50 Euro ist ein Hub für 2 Personen pro Nacht zu haben. Die Schlafboxen verfügen über ein Doppelbett, duschen kannst du im Gemeinschaftsbad. Über eine App lassen sich Wi-Fi, mood lighting, und Musikstreaming-Dienst bedienen. In der Lounge kannt du dich mit anderen „Hubbern“ treffen und mittels eines personalisierten Armbändchens an der Bar selbst bedienen. Check-In ist rund um die Uhr möglich. Das Konzept geht in Amsterdam auf, denn die Stadt ist voll mit digitalen Nomaden und jungen Touristen, die kein dickes Budget zur Verfügung haben. Drin war ich leider nicht, aber vorbeigelaufen bin ich mal. Und von außen macht es einen ganz guten Eindruck. Das folgende Photo von der Schlafbox stammt aus dem Pressearchiv.
Am anderen Ende der Skala liegt das Fünfsterne-Hotel Okura, das seit 1971 Luxus mit japanischem Flair bietet. Es war das erste der Okura-Kette, das in Europa seine Pforten öffnete, und es ist bis heute das einzige geblieben. Die Architektur 23-stöckigen des Gebäudes im Amsterdam Süd ist nicht sonderlich spektakulär, im Inneren aber bietet das Hotel klassischen Luxus und dekorative Elemente, die auf Japan verweisen.
Und das Okura kann noch eine Besonderheit aufweisen. Drei der Restaurants im Hotel bieten Sterne-Küche. Zudem gibt es ein modernes Kochstudio, im dem du unter der kompetenten Aufsicht der Sushi-Meister hands-on alles über Sushi lernst und deine eigenen Kreationen anschließend aufessen kannst. Einen ausführlichen Bericht über mein Sushi-Kurs-Erlebnis findest du hier.
Ferdinand Bolstraat 333
1072 LH Amsterdam
Web: www.okura.nl
Einkaufen: Japanisches Design
Die langen Handelsbeziehungen und die große japanische Expat-Gemeinde schlagen auch auf das Angebot an japanischen Waren durch, die du in Amsterdam erwerben kannst. So findest du in dem sehr netten Laden ‚t Japanse Winkeltje authentisches Essgeschirr in großer Vielfalt.
Im Angebot auch Ikebana-Schalen und Kleidung. In Zusammenarbeit mit dem japanischen Kulturzentrum, das sich im gleichen Gebäude befindet, werden verschiedene Workshops angeboten.
So, das war er, mein Spaziergang durch das japanische Amsterdam. Ich hoffe, du hattest Spaß bei der kleinen virtuellen Reise. Japan ist näher als du denkst, nämlich in Amsterdam. Wenn du einen schönen japanischen Garten besuchen möchtest, dann auf nach Den Haag. Dort öffnet der älteste japanische Garten der Niederlande im Mai/Juni und im Oktober sein Pforten für Besucher.
Auch interessant, mein Walk durch das kulinarische Herz der Grachtenstadt.
Amsterdam 1: Haarlemmerdijk – Das kulinarische Herz
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