Ich habe es getan. Endlich. Zum ersten Mal, seit ich in den Niederlanden wohne (und das ist schon zieeemlich lange), habe ich Hutspot gekocht und gegessen. Und zwar heute, am 3. Oktober. Da feiert man in meiner alten Heimat den Tag der deutschen Einheit und in meiner neuen Heimat den Leiden Ontzet – die Befreiung der Stadt von der spanische Belagerung. 1574 war das, aber immer noch markiert dieses Datum die wichtigste jährliche Feier, die die älteste Universitäts-Stadt der Niederlande zu bieten hat.
Hutspot und hungrige Stadtbewohner
Der Legende nach ist das Gericht während des Leidener Ontzet entstanden. Die hungrigen Stadtbewohner fanden im Heerlager der Spanier, welches diese fluchtartig verlassen hatten, einen Topf mit Wurzelgemüse, vermutlich Pastinaken, der sie vor dem Verhungern rettete. Heute serviert man den Hutspot, was so viel wie Mischmasch bedeutet, mit Karotten, Kartoffeln, Bohnen, Zwiebeln und gekochtem Rindfleisch. Geliebt wird er im ganzen Land.
Wie jeder Eintopf braucht auch der Hutspot Zeit. Allein das Rindfleisch soll zwei Stunden köcheln, bevor man es in Scheiben schneidet, auf dem zerstampften Gemüse anrichtet und mit brauner Butter und Petersilie serviert.
Nicht mehr ausgehungert
Ich machte um das Gericht immer einen großen Bogen, selbst als ich in Leiden wohnte. Es erschien mir zu deftig und nicht gerade ein Schlankmacher. Zudem finde ich zerstampftes Essen nicht sehr attraktiv. Alles nur Vorurteile. Der Hutspot schmeckt zu meiner Überraschung ziemlich gut. Die weiche Konsistenz der Gemüse, das gekochte Rindfleisch und natürlich die Butter verbinden sich zu einem herzhaften und kräftigen Geschmack.
Zwar sind die Leidener nicht mehr ausgehungert wie nach der spanischen Belagerung, trotzdem köchelt der Hutspot heute sicher auf vielen Herdplatten der Stadt. Als Reminiszenz an die Vergangenheit und aus ganz pragmatischen Gründen. Die ausgebreiteten Feiern fordern viel Energie von den Bürgern. Da ist die eine oder andere Kalorie ganz nützlich, oder?
Nach den Fotos findest du das Rezept für den Leidener Hutspot.
Hutspot
Zutaten
- 500 g Beefsteak
- 1 Bund Suppengrün
- 1 Lorbeerblatt
- 1 kg Kartoffeln
- 500 g Karotten
- 300 g weiße Bohnen gekocht aus dem Glas
- 3 Zwiebeln
- 50 g Butter
- Salz
- Pfeffer
Anleitungen
- Für das Rindfleisch Suppengrün klein würfeln.
- Einen Topf mit ausreichend Wasser füllen, Salz zugeben und Fleisch mit dem Suppengrün sowie Lorbeerblatt 2 Stunden köcheln lassen.
- Nach 1 Stunde Kochzeit den Hutspot vorbereiten.
- Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten schälen und würfeln.
- 100 ml von der Fleischbrühe abschöpfen und in einen zweiten Topf geben.
- Gemüse und 1 TL Salz hinzufügen, mit Wasser aufgießen, bis alles Gemüse bedeckt ist. Bei mittlerer Hitze zirka 30 Minuten kochen lassen.
- Kurz vor dem Ende der Kochzeit die weißen Bohnen hinzufügen.
- Wenn alles gar ist, Wasser abgießen und Gemüse mit der der größten Lochscheibe einer flotten Lotte pürieren, oder mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken. Der Hutspot soll nicht fein sein, sondern noch kleine Stücke enthalten.
- Von der Kochflüssigkeit zugeben, bis der Hutspot leicht breiig, aber nicht matschig wird.
- Fleisch in Streifen schneiden und auf dem Hutspot anrichten.
- Butter in einer Pfanne zerlassen, bis sie braun wird, dann über Gemüse und Fleisch geben.
- Mit gehackter Petersilie bestreuen. Sofort servieren.
Hutspot mit weißen Bohnen kannte ich noch nicht – die Variante muss ich mal probieren. Was auch gut passt, sind Pastinaken.
Ansonsten bin ich selbst mehr ein Fan von Andijviestamppot: „Stampf“ mit Endiviensalat und Kartoffeln:
http://www.buurtaal.de/blog/andijviestamppot
Groetjes uit Hannover
Alex
na siehst du!
Auch wir Niederländer haben doch manchmal etwas leckeres zum Essen ausser Chinesich oder Indonesisch! 😉
Ich wohne seit 1985 in Deutschland und überrasche meine Familie dann gerne mit der Niederländische, ja, sogar gilt hier ausnahmsweise 🙂 die Holländische Tradition.
Heute koche ich es auch mal wieder!
viel Spaß im good old NL!
Liebe Grüße aus Dresden von Wim-Jan
Hallo Wim.Jan,
Spaß habe ich hier in NL. Und deshalb heute gleich noch ein holländisches Rezept hinterher: Cranberry-Ketchup!
Beste Grüße zurück
Barbara
Hallo Barbara
Das Rezept erinnert an mein geliebtes „Pot au feu“, das schon meine Mama gekocht hat. Der grösste Unterschied ist, dass das Gemüse bei der französischen Variante ganz bleibt. Die zermatschte Version schaut aber auch ganz verlockend aus! Vielen Dank für diesen Blogeintrag und die Inspiration was Neues auszuprobieren. Herzlich, Isabel
Hallo, liebe Barbara! Herrliche Fotos, tolle Anleitung, man erahnt das Aroma. Dein Rezept werde ich nach exakt 24 Monaten Holland- Absenz nachkochen. Gewissermaßen ein Reminiszenz Schmaus. Groetjes von Eva
danke für’s Lob. Lass es dir schmecken!
Gern geschehen. Verrätst du mir das Rezept für den Potau feu?