Treffen wir uns in Phnom Penh? fragte mein Mann, als er vor einigen Monaten eine Vortragsreise durch Asien plante. Erst schüttelte ich den Kopf ob dieser verrückten Idee. Um die halbe Welt zu reisen, um sich für ein paar Tage ein Land im Selektivmodus anzusehen, erschien mir doch leicht verrückt. Aber dann setzte sich der Gedanke hartnäckig fest. Ich begann, mich zu informieren, über die leidvolle Geschichte Kambodschas in den Jahren der Schreckensherrschaft der Roten Khmer, über die großartigen Tempelanlagen um Angkor Wat und natürlich über die kambodschanische Küche. Und mir wurde klar, eine Gelegenheit wie diese musste ich beim Schopf ergreifen, so schnell käme sie nicht wieder.
Die Reise: Kambodscha – Menschen und Kultur direkt
Sponsored Post – Ja, ich bin um die halbe Welt geflogen und jetzt nach meiner Rückkehr kann ich sagen, dass ich froh bin über meinen Entschluss. Die Tage in Kambodscha gehören definitiv zu meinen intensivsten Reiseerfahrungen. Zu verdanken habe ich das den überaus freundlichen Menschen, einem tiefen Einblick in die Geschichte und Kultur des Landes, einer für mich völlig neuen kulinarischen Erfahrung und Tanja Eiselt von Asien Special Tours, die mir quasi in letzter Minute ein individuelles und maßgeschneidertes Programm zusammenstellte. Neben der Hauptstadt Phnom Penh standen ein Kochkurs, die Tempelanlagen von Siem Riep und eine Flussfahrt zu dem schwimmenden Dorf Kampong Khleang auf dem Programm. Nicht nur, dass alles logistisch wunderbar klappte, hat mir gefallen, sondern auch die Zusammenarbeit des Münchner Reisebüros mit lokalen Partnern und die spannenden Begegnungen mit den Menschen, die mir allein in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen wären.
Die Stadt: Phnom Penh
Als das Flugzeug Phom Penh anfliegt, hängen die Wolken tief und voll am Himmel. Unter mir streckt sich der Mekong wie eine träge braungelbe Schlange, die zufrieden ihre Beute verdaut. Mit ihm vereinigt sich der Tonle Sap, der zweite Fluss der Stadt, der als lichtes Band zwischen dem Häusermeer schimmert. Leuchtend blaue Dächer bedecken die flachen Bauten, die sich dicht aneinander schmiegen.
Phnom Penh ist mit seinen circa 2 Millionen Einwohnern ein Dorf im Vergleich mit anderen asiatischen Megacities wie Bangkok oder Jakarta, das merke ich auch am Flughafen. Mit meinem elektronischen Visum ausgerüstet bin ich in fünf Minuten durch die Passkontrolle, ziehe wenig später meinen Koffer vom Band, stemme mich gegen die tropische Schwüle und sitze dann auch schon im Taxi. So schnell habe ich noch nie einen Flughafen verlassen.
Die Fahrt zum Hotel entspricht dann aber doch wieder dem Asienklischee. Klapprige Tuk Tuks, voll beladene Lastwagen, luxuriöse Geländewagen mit verdunkelten Scheiben und mein Taxifahrer quälen sich auf der holprigen Einfallstraße im Schritttempo Richtung Zentrum. Staub wirbelt bei jedem Überholmanöver auf, Hupen treffen sich zum anarchistischen Konzert, links und rechts von uns drängeln sich die Fahrzeuge in jede noch so kleine Lücke. Schließlich lande ich doch heil im Hotel und blicke wenig später von meinem Zimmer auf den nicht enden wollenden Strom von Autos, die wie tausend emsige Glühwürmchen die tropische Nacht erleuchten und mich willkommen heißen.
Bunt und staubig und voller Widersprüche – dieser erste Eindruck von Phnom Penh bestätigt sich in den kommenden zwei Tagen immer wieder. Bei Tageslicht fallen die Gegensätze zwischen den kühlen und kühnen Fassaden der vielen Neubauten und den klapprigen Gebäuden zwischen ihnen noch viel mehr auf als bei Nacht, wenn die Dunkelheit ihren großen Mantel gnädig ausbreitet. In ihr strahlen dann unzählige Lichter, als hätte jemand mit einem großen Highlighter die Finsternis illuminiert, um Geister von Terror und Bürgerkrieg zu vertreiben.
Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind übersichtlich: Der Königspalast, die Uferpromenade, das Nationalmuseum und das Genozid-Museum. Die Stadtplanung des französischen Kolonialerbes macht die Orientierung relativ einfach, wie auf einem großen Schachbrett sind Haupt- und Nebenstraßen angeordnet. Wir sind trotzdem mit einem einheimischen Fahrer unterwegs, denn aus Erfahrung weiss ich, dass man dadurch einen guten Einblick in das Leben der Menschen bekommt. Das ist für viele noch immer von der Erinnerung an die Schreckensherrschaft der Roten Khmer bestimmt, die zwischen 1975 und 1979 über zwei Millionen Menschen grausam ermordeten und die Stadt in nur wenigen Tagen fast komplett entvölkerten. Unser Fahrer war bei der Machtübernahme neun Jahre alt und schaffte es, den Schergen zu entkommen. Vier Monate lief er mit seiner Familie durch das Land, bis sie schließlich an der vietnamesischen Grenze ankamen, die Soldaten mit den geretteten Goldvorräten bestachen und sich in Vietnam in Sicherheit bringen konnten. Heute hat er drei erwachsene Kinder, die studieren, und in die setzt er seine ganze Hoffnung für das Land. In der Tat gibt es viel zu tun, vor allem die Bekämpfung der allgegenwärtigen Korruption ist eine Herkulesaufgabe für die junge Generation, die für die weitere Entwicklung Kambodschas bestimmend sein wird.
Im Bauch der Stadt: die Märkte
Für mich ist ein Besuch auf dem Markt mindestens genauso wichtig, wie ein Besuch im Museum, denn ich glaube eine Landes- und Alltagskultur offenbart sich da am unmittelbarsten, wo es ums Essen geht. In Phnom Penh gibt es drei wichtige Märkte, denen ich natürlich einen Besuch abstattete.
Der Psar Tom Poung südlich des Mao Tse Toung Boulevards wird auch Russischer Markt genannt, weil dort in den 80er Jahren hauptsächlich Russen einkauften; damals waren sie eine der wenigen westlichen Ausländergruppen in der Stadt. Der Markt sieht unspektakulär aus, eine Ansammlung von engen Gängen, die mit Wellblech überdacht sind. Es gibt alles von CDs über Schuhe bis zu Stoffen und Kleidern. Da es eng und muffig in den Gängen ist und ich keinen Bedarf an Imitaten aller Art habe, gehe ich schnell wieder nach draußen, wo sich Foodstände aller Art aneinander reihen und emsige Verkäufer ihre Waren anbieten.
Mehr Zeit verbringe ich dann im Zentralmarkt, dem Psar Thmei. Das kuppelförmige Art déco Gebäude wurde vor einigen Jahren aufwendig renoviert und leuchtet in einem kräftigen Ockerton. Von der zentralen Kuppel, gehen mehrere Arme ab, in denen sich die Händler thematisch niedergelassen haben; Kleidung, Elektronik, Geschirr und Lebensmittel findet man dort. Ich stürze mich in die Foodabteilung und weiss schon nach ein paar Minuten nicht mehr, was ich zuerst fotografieren soll, so vielfältig und interessant ist das Angebot. Ich hatte vor meiner Reise noch nie kambodschanisch gegessen und war wirklich neugierig, was mich auf dem Teller erwarten würde. Auf dem Zentralmarkt bekam ich einen direkten Einblick in die Zutatenliste: Fisch, Muscheln und Krustentiere sind die Hauptnahrungsmittel in Kambodscha.
Allein über hundert verschiedene Süßwasserfische leben in dem Tonle Sap See, einem der größten Seen Südostasiens. Fasziniert beuge ich mich über die Vielfalt, die da in Körben ausgelegt auf Kunden wartet: frisch gefangen und teilweise noch lebendig, getrocknet oder geräuchert.
Es fällt auf, wie sauber und ordentlich alles arrangiert ist, hier würde ich bedenkenlos einkaufen, hätte ich eine Küche zur Verfügung.
Auch Huhn, Frosch und Fleisch wird angeboten. Daneben Gemüse und Kräuter aller Art.
Und natürlich eines der wichtigsten Exportprodukte des Landes: Pfeffer aus der Region Kampot in frischer und getrockneter Form. Ein paar Tage später koche in Siem Riep mit Chef Dara und lerne das herrlich frische zitronige Aroma des frischen grünen Pfeffers kennen.
Der Zentralmarkt ist ein echtes Erlebnis und ich kann einen Bummel durch ihn unbedingt empfehlen, selten hat mir ein Markt so viel Spass gemacht.
Wie in allen asiatischen Städten gibt es auch in Phnom Penh einen Nachtmarkt, den Psar Reatrey. Er liegt dicht bei der Uferpromenade und öffnet Freitag bis Sonntag von 17.00 bis 22.00 Uhr seine Pforten. Hier treffen sich die Einheimischen und auch das Essen ist eher am lokalen Geschmack orientiert. Im Vergleich zu den Nachtmärkten, die ich in Kuala Lumpur und Jakarta besucht habe, ist dieser relativ übersichtlich. Nett, aber kein Muss wie ich finde.
Die kulinarische Stadt: Essen und Trinken
Es wird früh und schnell dunkel in den Tropen, vielleicht leuchtet die Stadt auch deswegen so bunt. Wer was auf sich hält, der nimmt den ersten Drink des Abends im Foreign Correspondents Club, kurz FCC. Das Eckgebäude im Kolonialstil direkt an der Uferpromenade ist eine Institution, die jeder Tuk Tuk Fahrer kennt, vorausgesetzt, man nennt ihm die Abkürzung und nicht den ganzen Namen, wie wir zunächst. Nach mehreren Anläufen und verzweifelten Suchen auf dem Stadtplan rutschte mir zufällig die Abkürzungsformel heraus und ich wurde mit einem strahlenden Nicken des jungen Fahrers belohnt. Warum nicht gleich so, dachte der sich bestimmt. So stiegen wir nur wenig später die engen Treppen zu der berühmt berüchtigten Bar des FCC hinauf und ergattern tatsächlich einen Tisch mit Aussicht auf den Tonle Sap und Mekong.
Der FCC ist eine Institution in Phnom Penh. Gegründet wurde er 1993 von Steve Hayward, einem britischen Rechtsanwalt, der das Abenteuer suchte. Anfang der 90er Jahre war die Stadt wild und gefährlich, wenn man den Erzählungen glauben darf. Wo sich heute zivilisiert Entwicklungshelfer und technische Experten, Botschaftsangehörige und Touristen zu Drinks und Gesprächen treffen, hingen in den Anfangsjahren Kriegsberichterstatter aus aller Welt ab, eine Gruppe verwegener Männer, für die der FCC Bar, Newsroom und Gerüchteküche war. Der Club lebt von dieser Aura und kultiviert sie genüsslich, aber so ganz kann ich mich der nostalgischen Atmosphäre doch nicht entziehen. Ich hätte mich nicht gewundert, wären plötzlich ein paar Männer mit Dreitage-Bart, Pilotenhosen und durchschwitzten Leinenhemden aufgetaucht und hätten am Nebentisch unter dem träge rotierenden Flügeln des Deckenventilators die Weltlage diskutiert.
Authentisch gegessen habe ich in einem kleinen Familienrestaurant, dem Mok Mony in der Nähe des Nationaldenkmals. Das Restaurant liegt in einer ruhigen Nebenstraße und verfügt über Sitzgelegenheiten im Garten und im klimatisierten Gastraum.
Auf der Speisekarte stehen hauptsächlich Khmer Gerichte. Das Team ist jung und äußerst freundlich. Mit dem Hinweis, dass wir Essen, das uns nicht schmeckt, jederzeit zurück geben könnten, denn es würde am Ende des Abends an Bedürftige verteilt, bekommen wir die Speisekarte überreicht. Die Hinwendung zu denen, die weniger haben, ist eine schöne Geste, beim Blick auf die Speisekarte glaube ich aber nicht, dass mir hier irgendetwas nicht schmecken wird. Im Gegenteil, die Entscheidung fällt schwer, denn viele Gerichte klingen äußerst verheißungsvoll. Schließlich steht in Betelblätter gerolltes, mariniertes Rindfleisch vor uns, das mit einer Dippingsauce serviert wird.
Diese Art der Zubereitung kenne ich bereits aus Jakarta, und auch hier schmeckt die Kombination wunderbar aromatisch. Danach gibt es eine typische Suppe mit viel Limettensäure, frischen Kräutern und Fischeinlage. Als Hauptgang wählen wir in Salzkruste gehüllten und gegrillten Fisch, auch dieser schmeckt intensiv und besticht durch absolute Frische. Leicht gesüßter Klebereis mit frischen Mangoscheiben bildet den würdigen Abschluss des Abends. Die Preise liegen zwischen 4 und 10 US$. Unbedingt zu empfehlen.
Wie auch in Jakarta gibt es in Phnom Penh eine lebendige Kaffehaus-Kultur jenseits von Starbucks. Die lokale Marke heißt Brown und punktet durch zeitgemäßes Styling und freundlichen Service. Leider gibt es keinen Kaffee aus Kambodscha selbst in den Filialen, obwohl der in der Region Ratanakiri angebaut wird.
Auf meine Nachfrage erklärte man mir, dass die heimische Produktion zu unzuverlässig sei. Ich hoffe, das ändert sich, denn die lokalen Kaffeebohnen, die ich auf dem Markt erstand, schmecken vorzüglich. Die Preise in Browns entsprechen westlichen Standards, 3,35 US$ kostet ein großer Cappuccino. In Phnom Penh gibt es 13 Filialen der Kette.
Die beiden Tage in Phnom Penh gingen viel zu schnell vorbei, denn gerne hätte ich noch das ein oder andere Restaurant besucht, um mich mit der Landesküche besser vertraut zu machen. Zum Glück wartete aber in Siem Riep ein Kochkurs auf mich, von dem ich noch erzählen werde.
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