Meine Arbeitskollegin Amanda machte mir letztes Jahr zum Abschied ein besonderes Geschenk: Sie überlies mir das Rezept für ihre surinamischen Fischpastetchen. Oft hatten wir uns beim Lunch über Küchengeheimnisse ausgetauscht, besonders über die surinamische Esskultur konnte sie mir umfassend und aus eigener Koch- und Kulturerfahrung erzählen. Das Rezept war ein echter Freundschaftsbeweis, blieb aber erst mal in der Schublade. Shame on me! Jeder Tag, den es dort lag, war ein Tag zu lange. Die kleinen Pastetchen schmecken nämlich ausgesprochen gut. Sie bieten sich gegen den kleinen Hunger an oder als herzhaftes Partyfood.
Suriname: Ethnische Vielfalt
Suriname gehörte bis zu seiner Unabhängigkeit 1975 zu den Niederlanden. Die EinwohnerInnen setzen sich aus vielen Ethnien zusammen, eine Folge der wechsel- und leidvollen Geschichte des Landes. Menschen aus Afrika mussten bis zur Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1863 auf den Plantagen der niederländischen Kolonialherren unter grausamen Bedingungen schuften. Danach kamen billige Arbeitskräfte aus China, Indien und Indonesien ins Land, dazu Europäer, syrische Christen, Palästinenser und Juden. Heute leben rund 600 000 Menschen in Suriname, das im Westen an Guyana, im Osten an Französisch-Guyana und im Süden an Brasilien grenzt.
Surinamische Fischpastetchen
Die Landesküche ist eklektisch und vielfältig wie die ethnische Herkunft der Bevölkerung: es finden sich asiatische, karibisch-afrikanische, sephardisch-jüdische und europäische Spuren. Die Fischpastetchen tragen europäische Züge, die exotisch Würzung ist jedoch an Indien angelehnt und beim Sambal winkt Indonesien. Aus der Kombination dieser Kochkulturen entsteht echtes Suri-Food! Die kleinen Teilchen sind sehr populär und dürfen auf keiner surinamischen Party fehlen.
Suri-Kitchen in den Niederlanden
Es leben aktuell fast 359 000 Menschen mit surinamischen Wurzeln in den Niederlanden. Dementsprechend groß ist die Auswahl an Imbissen und Restaurants. Besonders Rotterdam hat eine große Suri-Community. Durch die Nähe zum Hafen ist eine Vielzahl von Zutaten aus Suriname auch in der Stadt erhältlich, von Spargelbohnen über Tanniawurzeln und Klippfisch bis hin zu Bittermelonen und der berüchtigten gelben Madame Jeanette Chilischote (im Bild rechts).
Kulinarischer Reiseführer durch die Niederlande
Ausführlich berichte ich über diese außerhalb der Landesgrenzen und der Niederlande wenig bekannte Länderküche in »Lekker! Mein kulinarischer Reiseführer durch die Niederlande. Mit Rezepten für die Ferienküche und Zuhause«. Zu den Hintergrundinformationen gibt es auch Rezepte.
Surinamische Fischpastetchen mit Sambal
Zutaten
- Für die Fischpasteten
- 1 Ei
- 1 Packung Blätterteig, tiefgefroren, 10 quadratische Scheiben
- 1 mittelgroße Zwiebel
- 1 TL surinamisches Currygewürz, gemahlen alternativ mildes indisches Currygewürz
- 1 Tomate
- 1 EL Erdnussöl
- 4 EL Erbsen, frisch oder tiefgekühlt
- 2 Dosen Makrele oder Thunfisch in Wasser oder Öl, insgesamt circa 200 g Abtropfgewicht, aus nachhaltigem Fang
- 1 Adjuma Chilischote, auch Madame Jeanette genannt
- Salz
- Pfeffer aus der Mühle
- lauwarmes Wasser
- Für das Sambal
- 2 Chile Guajillo oder andere milde Chilischoten
- 2 Rawit Chili oder andere scharfe kleine Chilischoten
- 1 Knoblauchzehe
- 1 kleine Schalotte
- 1 EL Essig
- 1 TL Zucker
- 1 EL Limonensaft
- ggf. etwas Wasser
Anleitungen
- Ei 8 Minuten hart kochen.
- Tiefgefrorene Blätterteigscheiben bereitlegen.
- Zwiebel schälen, halbieren und fein würfeln.
- Tomate waschen, halbieren, Strunk entfernen und ebenfalls fein würfeln.
- Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebelwürfel bei mittlerer Hitze anschwitzen. Currygewürz unter ständigem Rühren hinzugeben.
- Tomatenwürfel und Erbsen zu der Masse geben.
- Makrele oder Tunfisch aus der Dose nehmen und abtropfen lassen. Zu der Gemüsemasse in die Pfanne geben. Alles gut vermischen.
- Madam Jeanette Chili im Ganzen zu der Masse geben. Achtung: Chilischote auf keinen Fall in Stücke schneiden, sonst wird die Masse zu scharf. Die »Madame« dient hier nur dem Aroma, nicht der Zugabe von Schärfe. Alles 3-4 Minuten garen, dann Chilischote entfernen.
- Masse vom Feuer nehmen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Ofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.
- Ei schälen und in dünne Scheiben schneiden.
- Jede Blätterteigscheibe mittig mit circa 1 EL Fischmasse füllen und mit etwas hartgekochtem Ei belegen. Blätterteig an den Rändern mit Wasser leicht benetzen und Teig diagonal zu einem Dreieck falten. Ränder mit einer Gabel festdrücken. Dabei entsteht ein schönes Muster.
- Blätterteigpastetchen im Ofen circa 14-16 Minuten backen.
- In der Zwischenzeit Sambal herstellen.
- Die restlichen vier Chilischoten (ohne Madame Jeanette) waschen, halbieren und entsamen. Strunk beseitigen und Schoten fein hacken. Dabei unbedingt Küchenhandschuhe tragen, die Schärfe kann Hautreizungen verursachen. Nicht in die Augen fassen und Kleinkinder von Chilis entfernt halten.
- Schalotte und Knoblauchzehe schälen, halbieren und klein würfeln. Alle Zutaten für das Sambal in ein hohes Gefäß geben und mit dem Pürierstab zu einer Paste verarbeiten. Falls die Masse zu fest ist, etwas Wasser hinzufügen.
- Nach dem Ende der Backzeit die Pasteten aus dem Ofen mehmen und auf einem Gitter leicht abkühlen lassen. Mit dem Sambal servieren.
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