Deutscher Wein und Sterneküche auf Texel

Heimatgefühl im Glas! 20% aller Weine, die die Niederländer 2010 tranken, stammten aus Deutschland. Damit liegen die deutschen Winzer an zweiter Stelle, knapp hinter ihren französischen Kollegen. Aber – wo früher billige Massenprodukte die Regale füllten, stehen heute Qualitätsweine.

Ungewöhnliche Wein-Speise-Kombinationen

Ich konnte vor einiger Zeit für einen Beitrag im Journal Markt der deutsch-niederländischen Handelskammer mit zwei Vertretern der gastronomischen Elite der Niederlande über diese neuen Entwicklungen sprechen. Nadine Mögling wurde 2010 von Gault Millau für ihre eigenwillige Weinselektion zur besten Sommelière der Niederlande gekrönt, Jef Schuur erhielt 2009 einen Michelin-Stern. In ihrem Restaurant & Hotel „Culinaire Verwennerij Bij Jef“ auf Texel überraschen sie mit ungewöhnlichen Wein-Speise-Kombinationen.

ETH: Die Statistiken zeigen es deutlich: Deutscher Wein wird in den Niederlanden immer populärer. Gibt es einen Hype um ihn?

Nadine Mögling: Ich finde nicht, dass Hype das richtige Wort ist. Ein Hype ist etwas, das in zwei Jahren wieder vorbei ist und ich glaube nicht, dass das passieren wird. Deutschland hat sich in jedem Fall als anerkanntes Weingebiet etabliert.

Jef Schuur: In den letzten Jahren ist das Image des deutschen Weins in den Niederlanden sehr viel besser geworden. Qualitätsweine gab es sicher immer, aber sie waren bei uns nicht erhältlich. Es gab nur die billigen Weine wie die Liebfauenmilch.

Junge Winzer mit modernen Ansichten

ETH: Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptmerkmale der deutschen Weine?

Nadine Mögling: Das ausgewogene Verhältnis zwischen sauer und süß und der richtige Gehalt von Mineralen schmeckt man bei allen Weinen deutlich heraus. Deshalb eignen sie sich gut für den gastronomischen Bereich, wenn man mit verschiedenen Geschmacksrichtungen experimentiert. Deutschland hat heute eine Generation von jungen Winzern mit modernen Ansichten. Sie besitzen fachliche Erfahrung und wissen genau wie sie ihre Weine optimieren können. Auffallend ist auch, dass viele gute Weine zu einem vernünftigen Preis zu haben sind.

steinbauer-groetsch©2012

ETH: Jef, die Basis Ihrer Gerichte sind frische lokale Produkte. Passen deutsche Weine gut zu dieser kulinarischen Palette?

Jef Schuur: Meistens schon. Der frische, subtile Geschmack und die gute Balance zwischen sauer und süß – besonders für den Beginn meiner Menüs eignen sich die deutsche Weine sehr gut.

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Positive Reaktionen

ETH: Wie reagieren Ihre Gäste, wenn Sie deutschen Wein servieren?

Nadine Mögling: Meist sehr positiv. Ich gebe aber immer einige Informationen dazu, denn viele Konsumenten denken immer noch, dass deutsche Weine sehr süß sind.

ETH: Haben Sie eine Vorliebe für bestimmte deutsche Weinbaugebiete?

Nadine Mögling: Die Pinot noirs aus Baden mag ich persönlich sehr. Und die Moselweine, besonders von den steilen Terroirs. Was die Winzer dort mit dem Riesling machen, ist einmalig.

ETH: Wie beurteilen Sie die Entwicklung in den niederländischen Top-Restaurants. Werden wir in fünf Jahren auf jeder Karte deutsche Weine finden?

Jef Schuur: Ich denke, die Profis entdecken immer mehr, dass es sehr gute deutsche Tropfen gibt.

Nadine Mögling: Wenn die Qualität konstant bleibt, dann wird der deutsche Wein einen festen Platz auf der holländischen Weinkarte bekommen.

(Dieses Interview erschien in dem Magazin Markt der deutsch-niederländischen Handelskammer im Oktober 2011, mit freundlicher Genehmigung)

 Toller Geburtstag

Dass Nadine und Jef  ihre Profession perfekt beherrschen, davon konnte ich mich kürzlich selbst überzeugen, als ich meinen runden (?) Geburtstag mit Mann und Kindern dort feierte. Selten habe ich eine gelungenere Geschmackssymbiose zwischen Essen und Wein genießen dürfen. Aufmerksamer Service, entspannte Atmosphäre und extrem feines Essen, ausgewählte Weine – an diesem Abend stimmte einfach alles.

Hier das komplette Menü und die dazu gehörigen Weine, von Nadine mit Sorgaflt ausgewählt und fachkundig serviert. Und natürlich schenkte sie uns, neben galizischem und ungarischen Weinen,  auch einen deutschen Tropfen ein: einen badischen Tschuppen 2007, von Hans-Peter Ziereisen. Diesmal nicht zu den ersten Gängen, sondern zum Ende des Menüs hin zur gebraten Kalbslende mit Bries und schwarzen Tüffeln.

 

Auch wenn diese Art der Spitzengastronomie ihren Preis hat: einen besseren Platz, um dieses sehr spezielle Wiegenfest (!) zu feiern, hätte ich mir gar nicht aussuchen können.

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Und natürlich kann man auf Texel nicht nur essen, sondern auch wunderbare Strandspaziergänge unternehmen.

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