Es tut sich was in den Metropolen der Welt: Konsumenten haben die Nase voll von industriell produziertem Fleisch, genmutiertem Mais und belastetem Gemüse. „Go local, go organic, go green“ – das ist das Credo von Initiativen, Bürgergewegungen und Multiplikatoren in vielen Ländern der industrialisierten Welt.
Bewußtsein für Nahrungsmittel
Vor allem in den USA regt sich Widerstand gegen die Monopolstellung der großen Lebensmittelproduzenten. Foodwired ist ein Zusammenschluss von Menschen in Colorado, denen es darum geht, das Bewusstsein für qualitative hohe, regional produzierte und saisonale Nahrungsmittel zu erweitern. Jeder kann mitmachen, wo immer er sich aufhält:
“To be “foodwired” is to be a conscious eater and consumer of food products and services. Someone who knows the importance of eating really good food and is genuinely interested in knowing more about what they are eating and making better decisions based on it.” (Foodwired)
Es gibt ganz konkrete Vorschläge, wie man dies im Alltag umsetzen kann. Den Kellner im Restaurant nach der Herkunft der Produkte fragen zum beispiel. Einen eigenen Garten anlegen. Für Freunde saisonal kochen. Und vieles mehr. Nette Idee: Man kann auf der web site einen Food Pledge, also einen Eid ablegen, dass man darauf achtet, nachhaltig zu essen und dass man seine Mitmenschen zu eben solchem Verhalten ermuntert.
Zukunft des Essens
In US Bundestaat Maine haben die Kommunalpolitiker einiger Städte die nationalen Lebensmittelgesetze durch lokale Verordnungen ausgehebelt. Das bedeutet, dass nun jeder Bürger dieser Kommunen berechtigt ist, Wurst, Käse, Saft und andere Waren herzustellen, ohne sich um Auflagen und Richtlinien aus Washington kümmern zu müssen.
Auch renommierte Medien wie die Washington Post mischen sich ein in die Debatte, wie die Zukunft des Essens aussehen könnte. Gestern veranstalte das Blatt eine öffentliche Konferenz zum Thema, auf der unter anderem Prinz Charles über nachhaltige Landwirtschaft sprach und der bekannte US-Food-Journalist Eric Schlosser darüber, warum nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Millionen Erntehelfer ökologische Produkte brauchen.
Gärtnern in der Stadt
Ein anderer Weg, den Anbau nachhaltiger Produkte selbst in die Hand zu nehmen, ist das urban gardening. Gärtnern in der Stadt ist ein neuer Trend, der besonders in den Niederlanden viele Anhänger findet. In Amsterdam nutzen Nachbarschaftsinitiativen in sozialen Brennpunkten brach liegendes Land, um Gemüse anzubauen. Dadurch sparen die Stadtgärtner nicht nur Geld, die Aktion fördert auch den Gemeinsinn in Stadtvierteln mit hohem Konfliktpotential.
Amsterdam engagiert sich
Ebenfalls in Amsterdam engagiert sich die Bürgerinitiative City Plot. Gartenkurse für Großstädter und ökologische Saatpakete gehören zum Angebot der Aktivistinnen und Aktivisten. Ziel von City Plot ist es, den Kontakt zwischen Stadtbewohnern und der Natur wieder herzustellen. Denn die Niederlander sind seit jeher nicht nur Händler, sondern auch Bauern. Durch die extreme Verstädterung ging über viele Generationen erworbenes Wissen aber immer mehr verloren. City Plot versucht, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Seit kurzem agiert die Initiative auch in Berlin.
Nutzgarten im Hinterhof
Interessanterweise finden sich auch in den großen kommerziellen Gartencentern in Holland immer mehr Nutzpflanzen-Angebote. So habe auch ich mit meiner sechsjährigen Tochter letzte Woche einen Mini-Gemüsegarten angelegt.
Wir wässern seitdem fleißig Kräuter, Strauchtomaten und eine Gurkenpflanze, die prächtig gedeiht, obwohl sie nur in einem Topf leben darf. Ein wenig Wehmut umfängt mich aber dabei schon, denn unserer Pizzastückchen Grund inmitten der dicht besiedelten Randstad ist nichts im Vergleich mit dem großen Garten, in dem ich aufgewachsen bin. In dem ich mit meiner Großmutter gärtnerte und in dem meine Mutter mit immer noch jedes Jahr fast ihren gesamten Gemüsebedarf deckt.
Urban Beekeeping
Neben dem urban gardening findet das urban beekeeping weltweit immer mehr Anhänger. Berlin ist ein Zentrum für Hobby-Imker, die mitten in der Hauptstadt Bienenvölker halten und ihren eigenen Honig produzieren. Offensichtlich fühlen sich dadurch nicht nur die Menschen der Natur näher, auch die Bienen schätzen die Diversität der Pflanzen in der Großstadt und produzieren fleißig Honig.
Auch in andern Weltmetropolen greift die wieder erweckte Lust an der Produktion eigenen Honigs laut Spiegel immer weiter um sich. In New York ist die Bienenhaltung seit 2010 offiziell erlaubt und in Toronto kredenzt das Nobel-Hotel Royal York seinen Gästen zum Frühstück Honig von den eigenen Völkern, die auf dem Dach des Hotels in luftiger Höhe logieren. (Spiegel Artikel: Imkern in der Stadt)
Go green
Go local, go organic, go green – die verschiedenen Beispiele zeigen, dass vieles geht, wenn man Ideen hat und den Mut, sie umzusetzen. Gemeinsam ist allen Initiativen, dass sie versuchen, alte Traditionen der lokalen Nahrungsmittelproduktion in den den globen Strukturen unseren modernen Lebens neu zu verankern. So wie es zum Beispiel die Prinzessinnengärten in Berlin tun. Jeder kann einen Beitrag leisten zu der Zukunft des Essens auf lokaler Bais. Denn nur wenn wir diese Zukunft selbst in die Hand nehmen, dann können wir sie in unserem Sinn gestalten. Auf geht’s!
Schreibe einen Kommentar